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»Überleben« war
aufregend genug

Ljubow Bill feiert 80. Geburtstag

Schloß Holte-Stukenbrock (ibe). Ljubow Bill, Pollstraße 5, feiert heute ihren 80. Geburtstag. Als jüngste von neun Geschwistern wurde sie in der Ukraine geboren.
Im Alter von drei Jahren adoptierten sie Verwandte, weil ihre Eltern plötzlich verstarben. Sie zog mit ihnen nach Kasachstan Dort wuchs sie als Einzelkind auf, ging zur Schule und arbeitete 25 Jahre lang als Postbeamtin.
Im Dezember 1946 heiratete die Jubilarin David Bill. Kurze Zeit später bezogen sie einen Bauernhof in dem Dorf Mitrofanowka, wo sie ein Stück Land bewirtschafteten, Tiere hielten und sich komplett selbst versorgten. »Das ist auch heute dort noch so«, sagt Ljubow Bill und bedauert die Menschen dort, die bei 40 Grad Hitze im Sommer, 40 Grad Kälte im Winter, starkem Dauerwind und kaum Regen selten etwas Grünes zu sehen bekommen. Mit den neun Kindern Elvira, Irma, Lilli, Olga, Nina, David, Erna, Waldemar und Andreas hatte die Jubilarin mehr als genug zu tun. Für Hobbys oder Reisen fehlte die Zeit, das »Überleben« in Kasachstan war aufregend genug. »Von jedem Menschen kann man ein Buch schreiben«, sagte ihr Ehemann David immer zu ihr, der als Wolga-Deutscher kein Wort Russisch sprechen konnte. 1991 zog es Sohn David nach Deutschland. In Bad Bederkesa fand er seine erste Bleibe und holte zwei Jahre später seine Mutter nach, sein Vater war bereits 1979 verstorben. Nach und nach siedelten alle Kinder der Jubilarin nach Deutschland um.
Heute wohnt die 80-Jährige bei ihrem jüngsten Sohn Andreas, seiner Ehefrau Irina und den beiden Enkeln Alexander und Christian. Bei 9eigenen Kindern, 16 Enkeln und 10 Urenkeln kommt Ljubow Bill auch heute noch nicht mit den Namen durcheinander. »Wir sind eine ganz schön große Familie«, schmunzelt sie und freut sich schon auf das Wochenende, wo gemeinsam mit allen Familienmitgliedern in der Hövelrieger Schützenhalle kräftig gefeiert wird. In Schloß Holte-Stukenbrock fühlt sich die Jubilarin besonders wohl, nicht nur weil hier alles so schön grün ist und Wetterstrapazen wie in der alten Heimat nicht zu befürchten sind. Sie liebt es, evangelische Gottesdienste zu besuchen, viel zu lesen und mit ihrem »Damenkreis« jeden Sonntag Domino zu spielen.

Artikel vom 16.11.2006