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Auf der Suche
nach Tatorten

Polizei hilft bei der Vorbeugung

Kreis Paderborn (WV). Dezember, es ist 17.30 Uhr. Straßenlampen werfen ein diffuses Licht auf die Straßen der Siedlung. Nebelschwaden verhüllen gepflegte Vorgärten. Die wenigen Passanten haben sich tief in ihre Mäntel verkrochen und wollen nur eins: so schnell wie möglich aus der nassen Kälte.

Ein Auto rollt langsam durch die verlassenen Gassen. Die beiden Insassen scheinen sich offenbar für die Häuser links und rechts zu interessieren. Plötzlich stoppt der Wagen. Keiner bemerkt es. Fahrer und Beifahrer springen aus dem Fahrzeug, schlagen die Kragen hoch und bewegen sich zum Haus Nummer 15. Das Haus ist unscheinbar, offenbar niemand zu Hause. Alles ist dunkel, kein Licht dringt aus den Fenstern. Für wenige Sekunden erhellt sich die Hauseinfahrt. Der Bewegungsmelder hatte die Gartenlampe eingeschaltet. Jetzt liegt alles wieder duster und verlassen da. Eine der dunklen Gestalten zückt eine Taschenlampe. Der Lichtkegel erfasst ein »auf Kipp« stehendes Fenster im Erdgeschoss. Ein Leichtes für den sportlichen Mann, mit der Taschenlampe, durch den Spalt zu fassen  . . .
Im Kreis Paderborn soll diese Geschichte nicht mit einem Beutezug enden. Bei den »dunklen Gestalten« handelt es sich auch nicht um Ganoven, sondern um Kriminalbeamte. In den Herbst und Wintermonaten sind Beamte des Kommissariats Vorbeugung der Kreispolizeibehörde mit Einbruch der Dämmerung auf »Tatortsuche«. Sie wollen es den Einbrechern schwer machen und wirkliche Tatorte vermeiden helfen. Kriminalhauptkommissar Burkhard Hansmann, Leiter Kommissariat Vorbeugung: »In der dunklen Jahreszeit werden die meisten Wohnungseinbrüche zwischen 16 und 21 Uhr begangen.« 284 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei im Jahr 2005. Über 100 solcher Taten wurden in der vergangen »dunklen Saison« zwischen Oktober und März verübt. Die Einbrecher nutzen die Dunkelheit, um unerkannt nach »geeigneten« Häusern und Wohnungen zu suchen. Leere Garagen, unbeleuchtete Häuser oder ungeleerte Briefkästen helfen den Tätern ihre kriminelle Entscheidung zu treffen.
Hier setzt die Polizei mit Präventionsmaßnahmen an. Zivilstreifen der Polizei sind bei Beginn der Abenddämmerung im Einsatz um »Sicherheitslücken« an Wohnhäusern aufzuspüren. Kriminaloberkommissar Jürgen Neuhoff hat in diesem Herbst bereits einige solcher Streifen mitgemacht. Neuhoff: »Wir achten auf augenscheinlich verlassene Häuser, gekippte Fenster, oder fehlende Beleuchtung«. Dabei schleichen die Beamten nicht durch Gärten oder über Hinterhöfe, sondern schreiten ein, wenn bereits von der Straße aus sichtbar wird, dass niemand daheim ist.
Die Kriminalbeamten füllen Infoblätter mit dem Hinweis auf die Missstände aus und hinterlassen sie in den Hausbriefkästen. Neuhoff: »Etwa 30 bis 40 Handzettel stellen wir bei einer Einsatzfahrt aus«. Neuhoff weiter: »Sollten uns verdächtige Personen auffallen, werden diese sofort kontrolliert. So unterstützen wir auch die Arbeit der zivilen Einsatztrupps.«

Artikel vom 27.12.2006