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Neue Wege in der Kinderbetreuung

Kindertagesstätte an der Bessinger Straße ist ein Teil eines Pilotprojektes der Landes NRW

Von Matthias Band
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). »Die Anforderungen an Kindertagesstätten haben sich stark verändert«, sagt Petra Kerstan, Leiterin der Kindertagesstätte an der Bessinger Straße. Immer mehr Mütter oder Väter sind alleinerziehend. Da auf dem Arbeitsmarkt jedoch Flexibilität gefragt ist, wird die Betreuung der Kinder zu einem Problem für die Eltern. Familienzentren sollen Abhilfe schaffen. Die Kindertagesstätte an der Bessinger Straße ist so eine Einrichtung.

Die Kindertagesstätte der AWO ist eine von fünf Einrichtungen im Kreis Minden-Lübbecke, die an dem Modellprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen teilnehmen. Ziel der Initiative ist es, so das Landes-Familienministerium, Nordrhein-Westfalen zum kinder- und familienfreundlichsten Bundesland zu machen und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
»Wir versuchen, neue Wege in der Kinderbetreuung zu gehen«, erklärt die Leiterin der Kindertagesstätte, Petra Kerstan. So ist die Einrichtung bereits ein anerkannter Bewegungskindergarten, der sich besonders um die motorischen Fähigkeiten der Kinder kümmert. Von einem Familienzentrum wird allerdings noch mehr verlangt: »Unser Auftrag ist die frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung. Dabei steht die Entwicklung und das Wohlbefinden der Kinder im Mittelpunkt. Wir versuchen, aber auch die Eltern in unser Haus zu holen«, erläutert Kerstan.
Laut NRW-Familienministerium sollen die Familienzentren zum Knotenpunkt in einem Netzwerk werden, in dem das Jugendamt, Vereine, Beratungsstellen, Logopäden, Tagesmütter und Grund- und Sonderschulen zusammenarbeiten. Für die Kindertagesstätte bedeutet das zum Beispiel, dass die Kinderturngruppe des MTV in den Räumlichkeiten an der Bessinger Straße übt oder das dort Workshops für die Eltern angeboten werden. »Wir sind eine Einrichtung für die ganze Familie. Unsere Angebote können auch Eltern nutzen, deren Nachwuchs nicht bei uns untergebracht ist«, betont Petra Kerstan.
Ein Schwerpunkt der Arbeit bildet mittlerweile die Betreuung der unter Dreijährigen. »Das liegt daran, dass die meisten Mütter nach zwei Jahren wieder ihren Beruf aufnehmen«, erklärt die Leiterin . 92 Kinder unter drei Jahren stehen derzeit auf der Warteliste der Kindertagesstätte.
Neben den Elternbefragungen stehen den Familienzentren so genannte Orientierungspunkte des Landes NRW zur Verfügung, die für die einzelnen Einrichtungen als Baukasten dienen sollen, aus dem sie sich ihr jeweiliges Leistungspaket zusammenstellen können. »Wir wollen uns an die lokalen Begebenheiten anpassen. Die entscheidende Frage ist, was wir in Bad Oeynhausen brauchen und was nicht«, betont Petra Kerstan.
Derzeit hat die Kindertagesstätte von montags bis freitags von 6.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Danach ist bis 18 Uhr eine Betreuung über die so genannte Tagespflege angedacht. Um die vom Land geforderte Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken, sei es aber auch wichtig, über zusätzliche Angebote nachzudenken, erläutert die Kindertagesstättenleiterin: zum Beispiel über eine Übernachtung einmal im Monat.
Bei allen Möglichkeiten, die ein Familienzentrum für die Betreuung und Erziehung der Kinder eröffnet, ist Petra Kerstan eines ganz besonders wichtig: »Wir wollen mit der Familie und familienergänzend arbeiten. Aber wir können und wollen die Familie auch nicht ersetzen.«

Artikel vom 16.11.2006