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Lesen als Höhepunkt des Schultags

Kinder- und Jugendbuchautor Ulli Schubert in Mennighüffen-Ost

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Löhne-Mennighüffen (LZ). Jungen lesen nicht. Heißt es zumindest. Jungen lesen schon, sagt Ulli Schubert. Wenn man ihnen denn Jungengeschichten schreibt. Und die gefallen dann plötzlich auch den Mädchen. Das ist unlogisch? Nun ja, den Kindern aus der Grundschule Mennighüffen-Ost war das gestern völlig egal.

Denn der Hamburger Kinderbuchautor schenkte ihnen ein Leseerlebnis. Erzählte ihnen mit dem ganzen Einsatz seiner 95 Kilogramm zum Beispiel von Timo, der seine Zunge 150 Meter weit herausstrecken kann, und von Hakans Dribblings auf dem Fußballplatz. Keine pädagogisch daherkommenden Traktate, sondern nette Geschichten, bei denen die Kleinen etwas lernen, aber dennoch das Gefühl haben, sie seien selbst darauf gekommen.
Der Fußball ist das große Thema des 48-jährigen Ulli Schubert. Darum drehen sich 20 seiner 60 Bücher wie »Eigentor«, »Die Kicker-Gang« oder »Die frechen Fußballfreunde«. Im Frühjahr, im Vorfeld der Weltmeisterschaft, ist der St.-Pauli-Fan deshalb von Lesung zu Lesung gehetzt. Jetzt lässt er es etwas ruhiger angehen, konzentriert sich lieber auf den Hamburger Raum. Aber den Termin in Mennighüffen, den hat er trotzdem gemacht - und war ganz begeistert von der Schulbücherei. »So was finde ich super.«
Die Atmosphäre dort genoss auf der großen Lesematratze in der Ecke des Raumes am Mittwochmorgen auch Sabine Tarrach. Die Mitarbeiterin der Stadtbücherei hatte im Auftrag des Fördervereins der Schule den Kontakt zum Autor hergestellt. Sie hofft jetzt, dass die Kinder auch mal in die Stadtbücherei kommen, um die zahlreichen Bücher des Vielschreibers Schubert auszuleihen: »Wir haben fast alle.« Sabine Tarrach weiß genau, welchen Unterhaltungskünstler sie da vermittelt hat: Vor einiger Zeit war der Hamburger schon einmal auf dem Wittel. Und er hat auch diesmal in Mennighüffen nicht enttäuscht. Die Kinder machen sein Programm mit, beantworten seine Fragen, hängen an seinen Lippen.
Dr. Bodo Scheron findet das toll. Der Schulleiter sieht das natürlich etwas analytischer, spricht von den Bildern im Kopf, die beim Lesen entstehen. Und die viel besser für die Entwicklung seien als die Fernsehbilder, die bloß zur Bewegungslosigkeit führen. Vor allem aber lobt er den Förderverein, der die Kosten für Schuberts Auftritt trägt. Und damit bei den Dritt- und Viertklässlern für Spaß am Lesen sorgt. Nicht nur bei den Jungen natürlich. Aber das ist ja - logisch.

Artikel vom 16.11.2006