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»minimax«: Vorreiter
in flexibler Betreuung

SPD stellt Eltern und Erziehern Bielefelder Projekt vor


Verl (AB). Lukas ist zwei Jahre alt und geht morgens in den Kindergarten. Sein Vater ist während der Woche auf Montage und seine Mutter muss unplanmäßig Überstunden im Büro machen. Kein Problem! Die Erzieherin bringt Lukas nach Hause, kocht für ihn, singt ihm etwas vor und bringt ihn abends ins Bett. Dann wartet sie, bis die Mutter wieder nach Hause zu ihrem Sprössling kommt. Realitätsfremd? Utopisch? Nicht alltagskompatibel? - Nein: Wenn es nach »minimax« geht, eine ganz normale Situation in einer deutschen Familie.
Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Verl stellte die Diplom-Pädagogin Martina Ritzenhoff am Dienstagabend im Hotel Kampwirth das Projekt »minimax« der Von-Laer-Stiftung Bielefeld vor. Die Initiative wendet sich an Eltern und Unternehmen, um Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können.
Für Eltern soll es nicht mehr heißen »Kind oder Karriere«, sondern vielmehr »Kind und Karriere«. Dafür möchte »minimax« mit seiner Bielefelder Projektleiterin Martina Ritzenhoff sorgen. Bundesweit ist diese Einrichtung einzigartig und darf als Vorreiter in Sachen flexibler Kinderbetreuung angesehen werden.
Laut Ritzenhoff profitieren sowohl Unternehmen als auch junge Familien von dieser Form der Kinderbetreuung. Als anschauliches Beispiel nannte die Pädagogin die Bielefelder »Flachsfarm«, die unter der Trägerschaft der Von-Laer-Stiftung steht. Die Öffnungszeiten dieser Kindertagesstätte wurden auf 7 bis 20 Uhr erweitert und sogar am Wochenende oder nach Absprache können - auch sehr junge - Kinder betreut werden. Dazu werden berufsbedingte Zusatzleistungen angeboten. So gibt es einen Kinder-Bring- und -Holdienst, einen offenen Mittagstisch auch für Eltern oder Betreuungen über Nacht. Fährt die Mutter zum Beispiel zu einer Messe, dann kommt eine Erzieherin von »minimax« einfach mit und passt in der Messestadt auf das Kind auf. Darüber hinaus können die Kinder bei Bedarf auch zu Hause betreut werden.
Sehr interessant sei diese recht neue und innovative Art der Kinderbetreuung auch für Unternehmen, die sich die Plätze für die Kinder »kaufen«, berichtete Martina Ritzenhoff. Das Unternehmen steigere so seine Attraktivität für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit kleinen Kindern. Ein engagiertes und qualifiziertes Personal könne so gehalten werden. Zudem sei der Personaleinsatz äußerst flexibel, die Zufriedenheit der Mitarbeiter und somit auch die Produktivität würden erhöht. Ferner könnten Mitarbeiter recht früh aus dem Erziehungsurlaub zurückkehren, was hohe Kosten für Personalneueinstellungen vermeide. Nicht zuletzt könnten sich die Unternehmen über einen nicht zu unterschätzenden Imagegewinn freuen, wenn sie bei »minimax« dabei seien.
Da sowohl die Familien als auch die Unternehmen von dem Betreuungsangebot profitieren, werden die Kosten geteilt. Die Eltern zahlen den »normalen« Beitrag für eine reguläre Kindertagesstätte, der vom Einkommen abhängig ist. Die Unternehmen zahlen pro Platz 345 Euro im Monat. Bei Inanspruchnahme von Zusatzleistungen wie etwa dem Bring- und Holdienst erhöht sich der Arbeitgeberanteil entsprechend.
Nach den Erläuterungen von Martina Ritzenhoff lud der Verler SPD-Vorsitzende Dr. Adolf Großmann die Zuhörer zur Diskussion ein. Dabei stellten sich die Anwesenden - darunter viele Erzieherinnen - die Frage, ob das Modell auf die Gemeinde Verl übertragbar sei. Es stellte sich heraus, dass man vor Ort mit der Arbeit des Droste-Hauses, das bekanntlich Tagesmütter vermittelt, sehr zufrieden ist und sich eine vertrauensvolle Partnerschaft entwickelt hat. Gleichwohl zeigten sich die Erzieherinnen aber offen gegenüber dem Projekt »minimax« der Von-Laer-Stiftung. Man darf also gespannt sein, ob der kleine Lukas oder ein anderes Kind demnächst auch in Verl von einer freundlichen »minimax«-Mitarbeiterin ins Bett gebracht und in den Schlaf gesungen wird.
www.von-laer-stiftung.de

Artikel vom 16.11.2006