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Kunden müssen warten

Heimische Apotheken beteiligen sich an der Protestaktion

Von Michael Nichau
Rahden/Altkreis Lübbecke (WB). Teilweise mussten die Kunden in den Apotheken gestern länger auf ihre Medikamente warten. Grund war die Protestaktion der Apotheker in Düsseldorf.

»4000 Personen aus dem Kammerbezirk beteiligen sich an der Aktion. Etwa 75 Mitglieder aus dem Kreisgebiet Minden-Lübbecke nehmen heute in Düsseldorf teil«, berichtet Birgit Borcherding von der Aue-Apotheke in Pr. Ströhen, gleichzeitig Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit der Apotheker im Kreis.
»Es fahren etwa zwei bis drei Mitarbeiter je Apotheke mit«, schätzt die Sprecherin. Gestern seien zwei Busse aus dem Kreisgebiet nach Düsseldorf aufgebrochen. »Klar, dass die Kunden in den Apotheken mit Wartezeiten rechnen müssen«, meint Borcherding.
»Wenn fünf Leute auf einmal da stehen, kann es zu Wartezeiten von zehn Minuten kommen. Im Regelfall sind es aber nur drei bis vier Minuten«, erläuterte Borcherding. Allerdings fielen die sonst üblichen Serviceleistungen in der Apotheke gestern aus: »Blutdruck- und Zuckermessungen können wir mit einer solchen Notbesetzung allerdings nicht leisten.«
Allerdings beteiligten sich nicht alle Angestellten aus dem Rahdener Apotheken an dem Protest. »Normalen Notdienst am Mittwoch« gebe es in der Rahdener Anker-Apotheke, erklärte Apotheker Michael Kaufmann, der sich über die Behandlung der Pharmazeuten entrüstete. »Sparmaßnahmen werden auf dem Rücken eines Berufsstandes ausgetragen.«
In der Fontane-Apotheke in Rahden sei man bis auf einen Urlaubs-Ausfall komplett besetzt. »Wir sind aber im Geiste bei den Kollegen in Düsseldorf«, meinte Apotheker Friedrich Wilhelm Grotemeier. Er halte die Protestaktion für wichtig, denn letztlich seien die inhabergeführen Apotheken tatsächlich in Gefahr. »Die wenigsten Patienten wissen, dass der Apotheker auch an einem teuren Medikament nur einen relativ geringen Pauschalbetrag verdient.«
Eckhard Meyring, Inhaber der Apotheke Zur Alten Post in Rahden, hat die Hälfte seiner Angestellten zur Protestveranstaltung freigestellt. Schon aus Prinzip sei es wichtig, dass das Bewusstsein der Kunden beziehungsweise Patienten für die Probleme geschärft werde. »Wenn die Kunden länger warten müssen, merken sie, dass hier etwas nicht in Ordnung ist«, meint er. »Wir müssen den Menschen klar machen, dass es künftig gravierende Einschränkungen geben könnte.«
Wolfgang Jording von der Wittekind-Apotheke aus Lübbecke hat gestern keine Resonanz von Kunden auf die Kundgebung in Düsseldorf erfahren - weder im Positiven noch im Negativen. Jording glaubt auch, dass die Wirkung der Protestveranstaltung »gleich Null sein wird, weil die Politik nicht mitspielt.«
In der Post-Apotheke von Uwe Heber in Pr. Oldendorf gab es kleine Engpässe, weil ein Teil des Personals an der Demonstration teilnahm und deshalb für Beratungsgespräche fehlte. Die Kunden seien aufgeklärt worden und hätten weitgehend mit Verständnis reagiert, sagte Heber.

Artikel vom 16.11.2006