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Rostek: »Keine Beweise«

Gutachterin findet keine Spuren des Angeklagten

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh/Bielefeld (WB). Dritter Verhandlungstag im Mordfall des Gütersloher Autohändlers Werner Kellermann vor dem Landgericht Bielefeld. Gestern schilderte die Gerichtsmedizinerin Prof. Dr. Heidi Pfeifer aus Münster in ihrem Obduktionsbericht, wie das Opfer starb.

Kellermann, so Pfeifer, habe einen Schuss in den Bauch bekommen, ein zweiter durchschlug den Kopf, ein dritter das Herz. »Zuvor hat es einen Kampf oder eine Rangelei gegeben. Dabei hat sich das Opfer leichte Verletzungen am Hinterhaupt und an der Unterlippe zugezogen. Mindestens zwei Schüsse müssen ihn getroffen haben, als er auf dem Boden lag«, vermutet die Gerichtsmedizinerin.
Eindeutige Spuren vom Angeklagten Malkhaz B. habe sie allerdings unmittelbar am Tatort, also im Büro des Autopavillons, nicht gefunden. Heidi Pfeifer: »Die Schüsse in den Kopf von Werner Kellermann muss der Täter hockend oder kniend abgefeuert haben. Das hat eine Schusskanaluntersuchung des Landeskriminalamtes ergeben.« Der Tod sei durch die Verletzung der Hauptschlagader des Herzens eingetreten. Durch das Geschoss sei nicht nur die Luftröhre zerfetzt worden, sondern auch der Kehlkopf gebrochen.
Später hat die Gerichtsmedizinerin auch den mutmaßlichen Täter Malkaz B. untersucht. Sie habe etliche Hautverletzungen und versenkte Nasenhaare (wahrscheinlich durch Feuer) entdeckt. Auch andere »Hautveränderungen« müssen laut Pfeifer von einem Brand hervorgerufen worden sein. Malkhaz B. hatte in seiner polizeilichen Vernehmung angegeben, das gestohlene Fahrzeug sei in seinem und im Beisein eines unbekannten Dritten auf einem Parkplatz explodiert. Er habe sich retten können. Der mysteriöse Mann anscheinend auch.
Verteidiger Dr. Holger Rostek hat in diesem Prozess eine klare Taktik: »Ich werde beweisen, dass sich mein Mandant zur Tatzeit nicht am Tatort aufgehalten hat. Zurzeit gibt es keinen klaren Beweis dafür, dass er der Täter war. Es sind auch keine Spuren am Tatort gefunden worden. Die Gutachterin hat das heute selber ausgesagt.« Am Donnerstag geht der Prozess weiter. Das Urteil soll am 21. Dezember fallen.

Artikel vom 15.11.2006