16.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenige Katholiken - wenig Unterricht

Kirche und Gymnasium haben unterschiedliche Auffassungen über die Stundenverteilung

Von Per Lütje
Löhne (LZ). Pfarrer Manfred Pollmeier ist auf das Städtische Gymnasium derzeit nicht gut zu sprechen. Der Geistliche der St.-Laurentius-Gemeinde beklagt sich darüber, dass der katholische Religionsunterricht an der Schule viel zu kurz kommt. Derzeit erhalten ihn nur die Schüler der achten und neunten Jahrgangsstufen. Doch Schulleiter Jürgen Bollmann sind die Hände gebunden: »Wir haben einfach zu wenig Lehrkräfte, und darunter leidet nicht nur das Fach Religion.«

Sogar die Bezirksregierung in Detmold hat sich nach einem Hinweis der katholischen Kirche bereits mit den Vorgängen am Löhner Gymnasium beschäftigt. »Wir wissen um das Problem. Es hat an der Schule einen akuten Mutterschutzfall einer Religionslehrerin gegeben. Spätestens ab dem nächsten Halbjahr aber wird wieder in allen Jahrgängen katholischer Religionsunterricht angeboten«, sagte Ingo Klemisch, leitender Regierungsschuldirektor, auf Anfrage der LÖHNER ZEITUNG.
Auch Jürgen Bollmann ist sich der Situation bewusst und versucht nach eigenen Angaben, so weit wie möglich alle Interessen zu berücksichtigen. »Das größte Problem ist, dass Löhne eine katholische Diaspora ist« - und das macht sich natürlich am Anteil protestantischer und katholischer Schüler bemerkbar. »In der Sekundarstufe I (bis Jahrgangsstufe 10, Anm. der Redaktion) sind von 648 Schülern gerade einmal 66 katholisch. Und die verteilen sich auf sechs Jahrgangsstufen«, erläutert Bollmann.
Manfred Pollmeier bewertet die Situation ein wenig anders. So sei ein Englischlehrer im vergangenen Schuljahr extra freigestellt worden, um nachträglich katholische Religion zu studieren. »Und was passiert? Er unterrichtet gerade einmal eine Stunde Religion«, ärgert sich der Pfarrer. Erst auf nochmalige Intervention auch aus dem Erzbistum Paderborn wurden die katholischen Unterrichtswochenstunden von Siegmar Brinker kurz vor den Herbstferien auf vier erhöht.
Pollmeier wertet die Entwicklung als Zeichen des guten Willens, ist aber noch längst nicht zufriedengestellt. »Ich habe das Gefühl, dass mein Anliegen nicht ernst genommen wird, da die Schule keinerlei Kontakt mit mir Sucht. Wüsste ich nicht aus vielen Gesprächen mit Eltern und Jugendlichen, dass sie katholischen Religionsunterricht wollen, könnte man meinen, ich würde mich lächerlich machen. Aber die Schüler haben ein Anrecht darauf.«
Schulleiter Jürgen Bollmann verweist darauf, alles zu tun, die Interessen beider Konfessionen zu berücksichtigen. So würden am Gymnasium die A-Klassen jeweils zweier Jahrgänge - 5. und 6, 7. 8. sowie 9. und 10. - zusammengefasst und erhalten gemeinsam katholischen Unterricht, während, die B- und C-Klassen parallel evangelischen Religionsunterricht erhalten.
Trotzdem werden in diesem Halbjahr nur die Katholiken der achten und neunten Jahrgangsstufe nach Konfessionen getrennt unterrichtett, weil sechs Lehrerstunden fehlen. »Es hat leider eine unserer Religionslehrerinnen eine problematische Schwangerschaft gehabt und ist nun im Mutterschutz. Wegen des Personalmangels würden zum Beispiel auch zahlreiche Musikstunden ausfallen.
Der Schuldirektor ist sich nach eigenen Worten der Problematik bewusst: »Ich habe ganz klar das Ziel, dass künftig alle Kinder und Jugendlichen, die katholischen Unterricht wünschen, ihn auch bekommen«, verspricht der Direktor. Und er hofft, dass ihm - nach drei Mutterschaftsfällen in diesem Jahr - die Natur keinen Strich durch seine Rechnung macht.

Artikel vom 16.11.2006