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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (198. Folge): Gaspreise um 25 Prozent gesenkt


Vor zwei Jahrzehnten war in den »Paderborner Perspektiven« am 1986er Beginn zu lesen: »Trotz der Arbeitslosenzahlen über dem Landesdurchschnitt und der bisher nur gemilderten Verkehrsferne - wir sind in und um Paderborn inzwischen wer. Dank Nixdorf, der Kirche, Benteler und der Universität, dank Welle und der Einkaufszentren, dank tüchtiger Männer und Frauen, die durch Leistung Tag für Tag Beiträge leisten zum guten Image dieser Region.«
Das war ein ereignisreiches Jahr 1986. In Erinnerung an die Überführung der Reliquien des heiligen Liborius 836 wurde die Schreinprozession von Salzkotten bis zur Liborikapelle in Paderborn wiederholt. Schützenbrüder trugen den einfachen Holzsarg, der dann in den kostbaren goldenen Schrein gestellt wurde. Elsen, Marienloh und Dahl feierten 950-jähriges Bestehen. Bischof Meinwerk hatte diese Paderborner Vororte 1036 urkundlich erwähnt.
Aufschlussreich war 1986 der Katalog der Forderung zusätzlicher Parkhäuser: Die FDP war für den Kötterhagen, die CDU für die Borchener Straße und den Rolandsweg (inzwischen sind beide verwirklicht), der Einzelhandel brachte das Postgebäude (heute Geschäftshaus) ins Gespräch, der Mittelstand wollte ein Parkhaus auf dem Kamp auf dem Gelände der Bonifatius-Druckerei. Die SPD trat für die Überbauung der Eisenbahnlinie am Liboriberg bis zur Brücke ein, die Werbegemeinschaft wollte vier Parkhäuser oder Tiefgaragen am Inneren Ring, eines wurde im Neuhäuser Tor gebaut. Frage vor 20 Jahren und auch heute noch: Ob das nächste Parkhaus jetzt neben der Herz-Jesu-Kirche auf dem Gelände der Feuerwache gebaut wird?
Ganz ohne Not wurden vor 20 Jahren die Planungen eines Industriestandortes »Dreihausen« zwischen den Stadtteilen Sennelager und Sande eingestellt. Heute wäre diese Fläche im Dreieck von Paderborn, Delbrück und Hövelhof an der Autobahn 33 und mit Anschluss an die Sennebahn ein Trumpf in der Hand heimischer Wirtschaftsförderer. Ebenfalls 1986 zeigte Stute mit dem Bau des 30 Meter hohen Betonzahns »Marmeladen-Obelisk« im Gewerbegebiet Mönkeloh östlich der Bundesstraße 480 seine großen Erweiterungspläne mit Kühl- und Lagerhäusern. Stute hatte zuvor großartigen Angeboten der Stadt Salzkotten einen Korb gegeben.
In der seinerzeit 14-jährigen Geschichte der Paderborner Universität hielten die Spannungen zwischen Rektorat und der Verwaltung - Friedrich Buttler und Ulrich Hintze - an. Der Senat wollte den Kanzler »samt seiner Bezüge« einsparen. Hintze konterte: »Der Rückzug des Rektors liegt näher. Er ist nur auf Zeit gewählt.« Hintze feierte 1997 sein 25jähriges Dienstjubiliäum als Verwaltungschef der Universität.
Mit Annette Hagemann bekam die Stadt nicht nur die erste weibliche Beigeordnete, die energische Blonde mit Zopf wurde auch erste Paderborner Gleichstellungsbeauftragte. - Heinrich Pohlmeier wurde 1986 zum dritten Male CDU-Bundestagsabgeordneter. Kreislandwirt Meinolf Stieren, CDU, früherer Landrat im Kreis Büren, hatte vorher auf dem Verbandstag der Landwirte erklärt: »Wir wollen einen Abgeordneten, der uns in Bonn vertritt und nicht ein abgerittenes Pferd.«
Beim Richtfest der Deutschen Bank am Westerntor stiegen im Oktober 1986 die Ratsherren der Grünen, Johannes Lackmann und Dietrich Grothaus, aufs Gerüst und enthüllten ein Transparent gegen Geschäftsverbindungen mit Südafrika. Lackmann kletterte auch im Schlosspark von Neuhaus auf Bäume, die einer »Blümchenschau« (Landes-gartenschau mit großartigem Park noch heute) weichen mussten!
Vor 20 Jahren gab es eine heute kaum fassbare Nachricht: Unter der Überschrift »Billigster Tarif seit 20 Jahren« wurde mitgeteilt, dass die Stadtwerke zum 1. Oktober die Gaspreise für die 34 000 Kunden um 25 Prozent senken! Georg Vockel

Artikel vom 15.11.2006