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Alles verloren - viel gewonnen

Obdachlose Familie erfährt nach Wohnungsbrand Welle der Hilfsbereitschaft

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne (LZ). Levand Erdi hat alles verloren und damit die Herzen vieler Löhner gewonnen. Er, seine Frau Sandy und die drei Töchter Isabell (4), Sophie (2) und Chiara (drei Monate) standen nach einem Brand in ihrer Wohnung in der Nacht zu Samstag (LZ von Montag) vor dem Nichts. Was der Familie nun widerfährt, ist eine Welle der Hilfsbereitschaft, die dem 31-Jährigen die Tränen in die Augen treibt.

Kaum hatte sich der Rauch aus der Wohnung der Erdis am Sonntag verzogen, meldete sich Vermieter Wilhelm Hüske bei der Familie. »Ich habe Ihnen angeboten, in eine Wohnung ins Haus nebenan zu ziehen, die seit zwei Wochen leer steht.« »Ich habe vor Freude geschrien«, sagt Melitta Lippeck, die ihre wohnungslosen Angehörigen vorübergehend aufgenommen hat.
Der Umstand, dass die 81 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung zur Verfügung steht, ist ein eher trauriger. »Die Vormieterin ist verstorben«, erklärt Hüske, der fröhlich seinen 75. Geburtstag bei Glösemeyer feierte, während ein paar hundert Meter weiter zeitgleich die Familie Erdi um ihr Leben bangen musste.
Melitta Lippeck ist sich sicher, dass es nur einem Umstand zu verdanken ist, dass das Unglück keine Schwerverletzten oder gar Toten gefordert hat. »An dem besagten Wochenende waren zwei Verwandte zu Besuch, die im Wohnzimmer übernachtet haben. Sie haben den Rauch bemerkt, Feuer geschrien und so die anderen im Haus geweckt. Sonst wäre es schlimmer ausgegangen«, ist sich die 50-Jährige sicher.
Mittlerweile haben alle Rauchopfer die Krankenhäuser wieder verlassen dürfen, und das ist Levand Erdi das Allerwichtigste. »Material kann man ersetzen, Leben und Gesundheit nicht«, ist der 31-jährige Teppichverkäufer sichtlich erleichtert.
In seiner Firma glaubte er gestern, seinen Augen nicht zu trauen. Seine Kollegen hatten spontan eine Spendenaktion ins Leben gerufen, und seitdem können sich Freiwillige auf einer Liste eintragen, mit welchen Dingen für den Hausrat sie die Erdis unterstützen möchten. »Ich bin einfach nur dankbar und hätte nie gedacht, dass es sowas gibt«, sagt der junge Familienvater, der sich gestern noch einmal mit der Polizei zum Ort des Geschehens begeben musste, um den Ermittlern noch einmal den Ablauf der Geschehnisse zu schildern. Die Polizei ist sich mittlerweile sicher, dass die Brandursache ein technischer Defekt ist, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage der LÖHNER ZEITUNG.
Das neue Zuhause der Familie Erdi liegt nur ein Haus vom gewohnten Umfeld entfernt. »Die verstorbene Dame hatte ihr ganzes Inventar der Diakonie vermacht, um damit Menschen in Not zu helfen«, sagt Wilhelm Hüske. Und die Diakonie zögerte keine Sekunde, das Mobiliar erst einmal den Erdis zur Verfügung zu stellen. »Auf dieses Weise haben sie eine fast komplett ausgestattete Vier-Zimmer-Wohnung. Sogar Lampen und Bettwäsche sind vorhanden.«
Trotzdem mangelt es noch an vielen Dingen, und wer die Familie unterstützen möchte - zum Beispiel mit Kinderkleidung oder einem Fernseher - kann sich mit Levand Erdi in Verbindung setzen, & 0173 / 49 65  499.

Artikel vom 14.11.2006