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Über diese Karte ärgert
sich ganz Halle

Aber man kann nichts dagegen tun

Von André Best
Halle (WB). Mindestens ein Mal pro Woche sind sie an die Autotüren geklemmt und treiben zahlreichen Hallern regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht. Doch leider kann man nicht viel gegen die lästigen roten Karten tun.

»Sie sind wie eine Plage«, sagte gestern eine Hallerin, als sie nach dem Einkauf in ihr Auto einsteigen wollte und schon wieder von dem Flyer in Visitenkartengröße belästigt wurde.
»Auto Export - wenn Sie jetzt oder später Ihr Auto verkaufen wollen! Rufen Sie mich an! Telefonnummer . . . oder auch per SMS. Sofort Bar-Zahlung.« Diesen Satz, der auf der Karte steht, kommt den Hallern schon aus den Ohren heraus.
Anruf beim Auto Export. Das WESTFALEN-BLATT erreicht einen Mitarbeiter in Osnabrück. »Das ist doch nicht verboten, oder?«, sagt eine ausländisch klingende Stimme. Er sei an allen »guten« Autos interessiert und verkaufe sie nach Polen oder Russland weiter. In Halle und anderen Städten in ganz Deutschland lasse er bis zu 300 dieser Mini-Flyer verteilen. Seinen Namen will der Mann nicht nennen. Er betont aber, nichts zu verbergen zu haben - ganz legal eben.
Der Polizei in Halle sind die »Auto Export-Firmen«, die die Kärtchen an die Autos heften, nicht bekannt. »Von diesen Firmen gibt es doch 50 verschiedene in ganz Deutschland«, sagte gestern ein Polizeibeamter dem WESTFALEN-BLATT. »Strafrechtlich können wir da gar nichts tun.«
Auch der Haller Rechtsanwalt Moritz Diekmeyer sieht keine Handhabe, wie die »Plage« zu beheben sei. Am Briefkasten könne man ja ein Schild anbringen mit der Aufschrift »Werbung anbringen verboten«. So ein Schild an Autos sei aber doch eher lächerlich, meint der Anwalt. Eventuell könnten Autofirmen wettbewerbsrechtlich etwas unternehmen, aber auch hier würde man sich rechtlich auf dünnem Eis bewegen. Ebenso rechtlich schwierig sei es, eine Schadensersatzpflicht für die Entsorgung dieser Schilder zu fordern.
Eventuell könnte die Stadt tätig werden. Denn immerhin wirbt die Firma »Auto Export« auf öffentlichen Parkplätzen - und bräuchte dafür eigentlich eine Genehmigung. Aber die Stadt müsste wohl erst Verbotsschilder aufstellen - und das sprengt jeden finanziellen Rahmen.
Es scheint also, als wenn die Haller die Karten-Plage noch länger ertragen müssen. Vielleicht findet ja jemand die Adresse des Autohändlers heraus - dann können die Autofahrer ihm wenigstens den angesammelten Flyer-Müll zurückschicken.

Artikel vom 15.11.2006