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Weiße Weihnachten bleiben aus

Wetterexperte Bernhard Michels prophezeit einen milden Winteranfang

Von Ralf Benner
Großeneder (WB). Die Chancen auf weiße Weihnachten stehen in diesem Jahr schlecht. »Der Winter bleibt aller Voraussicht nach im Dezember aus«, prophezeit Bernhard Michels aus Großeneder. »Die Wahrscheinlichkeit, dass am Heiligen Abend Schnee fällt, ist sehr gering«, sagt der Experte.

Der Sachbuchautor für Natur- und Wetterbeobachtung geht aufgrund seiner Studien davon aus, dass den relativ hohen Temperaturen im September, Oktober und November ein milder Dezember folgen wird. »Statistisch gesehen haben wir auch nur alle sieben bis acht Jahre weiße Weihnachten«, berichtet der Wetterkundler.
Den warmen Herbst, der uns in diesen Tagen verwundert, hat der 45-Jährige in der Tendenz vorhergesehen. »Die Natur reagiert auf diese milde Witterung. Das Laub ist zum Beispiel eine Woche länger als sonst auf den Bäumen geblieben«, erläutert Michels.
Lang anhaltende Frostperioden wird es seiner Ansicht nach in den kommenden Wochen nicht geben: »Ist es vom 21. bis 24. November sehr mild, so sind in den folgenden 14 Tagen keine stärkeren Fröste zu erwarten.«
Gärtner sollten ihre Rasenmäher jedenfalls noch nicht einmotten. »Erst wenn die Temperatur unter sechs Grad Celsius sinkt, hört das Gras auf zu wachsen. Es kann also durchaus sein, dass es noch ein- bis zweimal gemäht werden muss, selbst im Dezember«, prognostiziert er.
Doch der Winter soll noch kommen, nur etwas später, dafür aber heftiger als üblich. »Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach einem milden Herbst und Winteranfang im Januar besonders kalt wird, ist statistisch sehr hoch«, sagt der Großenederer voraus.
Das zu Ende gehende Jahr sei überdurchschnittlich warm gewesen - trotz eines recht kalten Frühjahres. In 2006 liege die tägliche Durchschnittstemperatur mit vorausgesagten 10,2 Grad um fast ein Grad höher als sonst. »Die Zeichen für eine Klimaerwärmung sind deutlich zu spüren«, sagt der Sachbuchautor, der in diesem Jahr auch einen »Natur- und Wetterkalender 2007« veröffentlicht hat.
Trotz des verregneten kühlen Augustes sei der Sommer 2006 recht schön gewesen, mit einem außerordentlich heißen Juli, der mit durchschnittlich 21,8 Grad mehr als 3,5 Grad wärmer war als in den zurückliegenden Jahren. »Früher war der August immer der Sommermonat mit den höchsten Temperaturen. In der Tendenz wird sich die heiße Phase zukünftig noch weiter nach vorne verschieben«, ist Michels überzeugt.
Auch auf eine längere Herbstphase werde man sich in den kommenden Jahren einstellen müssen. In unseren Breiten sei auch mit weniger Regen zu rechnen. So werde in diesem Jahr der Niederschlag im Schnitt voraussichtlich um 44 Liter pro Quadratmeter auf 725 Liter zurückgehen. Eine Tendenz, die Landwirte sicherlich nicht gerne hören werden.

Artikel vom 16.11.2006