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Baskets scheitern an
der eigenen Quote

62:70 in Bamberg: Aufsteiger trifft am Ende nichts

Von Elmar Neumann
Bamberg (WV). Auf den ersten Blick scheint eine große Respektsbekundung fällig. Wer in Bamberg nur 62:70 (34:32) unterliegt, sollte sich doch allemal erhobenen Hauptes auf den Heimweg machen dürfen. Immerhin zählen die Brose Baskets auch in dieser BBL-Saison zum engsten Kreis der Titelanwärter, entzauberten an gleicher Stelle erst am Dienstag das europäische Topteam Lietuvos Rytas. Und doch verließ der Liganeuling Paderborn Baskets die JAKO-Arena mit gesenkten Köpfen, frustriert, niedergeschlagen und in akuter Erklärungsnot.

»Mir fehlen fast die Worte. Wir hatten mehrfach die Möglichkeit, dieses Spiel für uns zu entscheiden, haben aber nichts getroffen und so den Sieg verschenkt - wie schon gegen Oldenburg und Köln«, sagte Sergerio Gipson: »Das tut einfach unglaublich weh.«
Schmerzen bereitete vor allem der Blick auf das Scouting, das fast vergessen ließ, dass diese Gäste dem Deutschen Meister des Vorjahres drei Viertel lang auf Augenhöhe begegneten. An der Freiwurflinie präsentierten sich beide Mannschaften von ihrer ganz schwachen Seite. Bamberg begnügte sich mit 56 Prozent (15/27), Paderborn mit 57 Prozent (16/28). Wenn »Teddy« Gipson vom Verschenken des Sieges spricht, dann meint er daher die unterirdische Quote aus dem Feld (4/26 Dreier), wo der Aufsteiger lediglich jeden dritten Wurf verwandelte (32 Prozent), derweil der Meisterschaftskandidat in dieser Kategorie um entscheidende zehn Prozent besser abschnitt. »Mit 32 Prozent gewinnst du in der ersten Liga nichts. Nach dem Sieg gegen Nürnberg hatte ich gehofft, wir wären einen Schritt weiter und wüssten, wie man solche Spiele für sich entscheidet. Aber leider hat es wieder nicht funktioniert«, sagte Coach Doug Spradley.
In der ersten Halbzeit wussten die Seinen mit der bescheidenen Ausbeute noch gut umzugehen. Angeführt von Reggie Golson, der acht der ersten zwölf Paderborner Punkte erzielte (5:12/5.) und wieder den Vorzug vor Steven Esterkamp erhielt, hielt der Außenseiter die 6800 Zuschauer bemerkenswert ruhig. Von Freak-City nichts zu hören. Dank guter Reboundarbeit, sechs Steals und nur vier Ballverlusten in den ersten 20 Minuten hatte die Führung auch beim Seitenwechsel noch Bestand. Dabei hatte der Favorit das Glück, den Abstand mit einem Buzzer Beater von Darren Fenn noch um drei Zähler reduziert zu haben. »Gerade im ersten Viertel war meiner Mannschaft das harte Programm in den vergangenen Wochen anzumerken. Da stand das Team komplett neben sich. Ich weiß nicht, ob die Jungs Paderborn unterschätzt haben oder einfach nur müde waren«, zeigte sich Bambergs Trainer Dirk Bauermann entsprechend unzufrieden.
Erst nach Wiederbeginn lieferten die Brose Baskets dem Nationaltrainer einige Lichtblicke. Während die Paderborner Quote weiter sank, legten die Hausherren jetzt auch aus der Distanz zu. Per Dreier sorgte DeJuan Collins für die erste Bamberger Führung (35:34) nach dem 2:0. Doch noch gab sich der BBL-Novize nicht geschlagen, lag auch in der 29. Minute und nach zwei Punkten von Tim Black noch vorn (49:51), ehe der Faden völlig riss. Blacks Zweier folgte erst wieder Zählbares, als bereits 3:21 Minuten im letzten Spielabschnitt verstrichen waren. Mit zwei Freiwürfen beendete Jordan Collins, der wie seine Centerkollegen Marius Nolte und Mark Patton kaum Akzente setzen konnte, den 11:0-Lauf des Kontrahenten. Paderborns erster Feldkorb ließ sogar noch länger auf sich warten. Nach 4:25 Minuten im vierten Viertel war es Nolte vorbehalten, mit einem Tip-in zu verkürzen. Während der Ex-Salzkottener die aggressive Bamberger Verteidigung für die großen Probleme in der Offensive verantwortlich machte (Nolte: »Die haben uns zu vielen schlechten Würfen gezwungen«), wählte sein Trainer einen anderen Ansatz: »Ich habe nur noch Einzelaktionen gesehen. Jeder hat es auf eigene Faust probiert. Das ist mir völlig unverständlich und frustriert mich umso mehr, weil wir hier auch an einem nicht so guten Tag eine sehr gute Siegchance hatten.« Von Respektsbekundungen wollte daher auch Spradley nicht viel wissen.

Artikel vom 20.11.2006