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Gericht will alle
Hosen sehen

Vergewaltigungs-Prozess geht weiter

Werther/Bielefeld (dh). Der Prozess des Familienvaters aus Werther, der seine Frau vergewaltigt und sexuell genötigt haben soll, wird erneut fortgesetzt. Beim fünften Verhandlungstermin gestern vor der IX. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld hat der Verteidiger des Angeklagten, Rainer Pielsticker, erneut mehrere Beweisanträge gestellt.

Dem 34-Jährigen wird vorgeworfen, seine Lebensgefährtin am 21. und 22. April dieses Jahres im gemeinsamen Haus in Werther unter Gewaltandrohung zum Sex gezwungen zu haben. In den ersten Vernehmungen hatte die junge Frau mehrfach von einem Messer gesprochen, mit dem ihr Lebensgefährte sie bedroht haben soll. Er soll es aus einer Tasche unten am Hosenbein gezogen haben. Vor Gericht konnte sie sich daran nicht mehr erinnern, sie wollte nur noch »etwas blitzen« gesehen haben.
Aus diesem Grunde sollen zur nächsten Sitzung sämtliche Hosen des Angeklagten ins Landgericht geschafft werden. So soll geklärt werden, ob der 34-Jährige eigentlich ein solches Kleidungsstück mit einer Tasche unten am Hosenbein besitzt. Darüber hinaus hat der Verteidiger des Beschuldigten mehrere Anträge gestellt, Männerbekanntschaften des mutmaßlichen Opfers vorzuladen.
Bereits am gestrigen Montag trat eine Internetbekanntschaft, ein junger Mann aus Trier, in den Zeugenstand. Mit Hilfe eines Dolmetschers wurde er zu seiner Beziehung zu der Wertheranerin, die als Nebenklägerin von der Haller Rechtsanwältin Gesine Uflerbäumer vertreten wird, befragt. Der englischsprachige Zeuge konnte zu dem Geschehen ansich allerdings nichts sagen. Er hatte von den Vorfällen nur im Gespräch mit der 29-jährigen Mutter gehört. Der Zeuge erklärte lediglich, dass er und die Wertheranerin sich mehrfach besucht hatten.
Rechtsanwalt Rainer Pielsticker beantragte, den Zeugen zu vereidigen, was das Gericht allerdings nicht in die Tat umgesetzte. Vor der Vernehmung des Mannes aus Trier hatte sich auch das mutmaßliche Opfer zu der Beziehung geäußert. Im Wesentlichen stimmten ihre Aussagen aber überein.
Der Vergewaltigungsprozess vor der IV. Strafkammer des Landgerichts wird am 27. November fortgesetzt. Dann sollen auf Antrag des Verteidigers des Angeklagten erneut mehrere Männerbekanntschaften des mutmaßlichen Opfers vorgeladen werden.

Artikel vom 14.11.2006