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Flying Pickets erzeugen Gänsehaut-Stimmung

14. A-cappella-Nacht: Briten blicken in der Stadthalle auf 25-jährige Bandgeschichte zurück


Von Christian Uthoff
Gütersloh (WB). Ein Konzert ohne Instrumente - kann das überhaupt Stimmung verbreiten? Die Bands »Six Voices« und »Flying Pickets« zeigten während der 14. A-cappella-Nacht am Samstagabend in der Gütersloher Stadthalle: Ja, es geht!
Es ging gleich am Anfang turbulent los: »Ich will keine Schokolade, sondern lieber einen Mann«, schmetterte die Sängerin der Vorgruppe »Six Voices« in den prall gefüllten Saal der Stadthalle und zeigte damit, dass man auch zu A-cappella-Musik durchaus das Tanzbein schwingen kann. Mit komödiantischem Talent unterhielten die vier Männer und zwei Frauen das Publikum prächtig: So forderte Sängerin Heike gegen Ende des Auftritts auf einmal, auch mal im Rampenlicht stehen zu wollen. »Gibt es nicht, reih dich wieder in die Gruppe ein!«, entgegneten ihr die anderen Gruppenmitglieder energisch. Das wollte sie sich natürlich nicht gefallen lassen und begann während des Stückes »Don't worry, be happy« plötzlich »What's up« von »4 Non Blondes« zu singen. Die kleine inszenierte Bühnenrebellion zeigte auf fantastische Art und Weise die musikalischen Fähigkeiten der sechs Bandmitglieder, denn es ist sehr schwierig, zu einem Takt zwei verschiedene Lieder zu singen.
Dann stürmten endlich die von allen Gästen schon sehnsüchtig erwarteten »Flying Pickets« auf die Bühne. Die Pickets sind eine britische A-cappella-Formation, die in wechselnder Besetzung seit 1982 besteht und sich nach den mobilen Streikposten der englischen Bergarbeiter benannte. Im Jahr 1984 konnten sie mit einer Cover-Version der Single »Only you« einen Nummer-eins-Hit in Deutschland landen.
Die fünf Männer nahmen das Publikum in der Stadthalle unter dem Motto »Changing Times« mit auf eine musikalische Reise durch die 25-jährige Bandhistorie mit wenigen selbstkomponierten und vielen Coversongs. »Im Jahr 1984 entstanden immer mehr aufwändige Popvideos«, erklärte Sänger Andy Laycock und performte daraufhin das Stück zu einem der brillantesten Videos schlechthin: Mit Michael Jacksons »Thriller« konnte die Gruppe die Zuschauer gleich für sich gewinnen.
Simon Foster zeigte anschließend, wie viel Power wirklich in dem Song »The power of love« von Franky goes to Hollywood steckt. Mit seiner unglaublichen Stimme, die einen jede Emotion fühlen lassen kann, brachte der das Publikum nicht nur zum Mitklatschen - hin und wieder wurden bereits die ersten Tanzversuche gestartet. Im Jahr 1989 thematisierte die Gruppe den Berliner Mauerfall und gab eine eigene Interpretation von Westernhagens Hit »Freiheit« zum Besten - natürlich auf Deutsch. Bei all der Rückbesinnung auf große politische Momente wie das Ende der Apartheid in Südafrika kam jedoch auch niemals die gute Laune zu kurz. So animierte beispielsweise Spaßvogel Michael Henry seine Bandkollegen während des Songs »Working in a coal mine« zum »Stein, Schere, Papier« spielen.
Aber auch Zeit für besinnliche Songs nahm sich die Gruppe: So war es wiederum Simon Foster, der die Ballade »Stop« solo auf die Bühne brachte und damit eine Gänsehaut beim Publikum erzeugte. Auch seine Bandkollegen mussten vor Begeisterung erst einmal Beifall klatschen, bevor sie sich mit einem Medley der stimmungsvollsten Songs des 21. Jahrhunderts von den Zuschauern verabschiedeten.

Artikel vom 13.11.2006