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»Hätte das Reisegeld lieber gespendet«

Bürgermeister Quernheim organisiert Hilfe für kommunale Projekte in Condega vor Ort

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne (LZ). Spenden aus der heimischen Wirtschaft von 2500 Euro stocken die zahlreichen Schecks aus Löhner Condega-Aktionen auf, die Bürgermeister Kurt Quernheim kommende Woche seinem Amtsbruder Gustavo Montoya in der Partnerstadt des Kreises überreichen kann. Zu den dringlichen kommunalen Projekten gehört die Verlagerung des städtischen an einem Fluss gelegenen Müllplatzes.

»Ich habe gezielt Firmen angesprochen und in ein paar Tagen diese Unterstützung erhalten«, freute sich Quernheim in einem Gespräch mit der LÖHNER ZEITUNG. »Lieber hätte ich das Geld, das für die Reise aufgewendet wird, als Spendenbetrag gegeben«, räumt der Löhner Bürgermeister ein. Doch er habe sich belehren lassen müssen, dass Vertreter des Kreises und der Stadt, die sich seit bald zwei Jahrzehnten engagieren, vor Ort die Kontakte pflegen müssten. Die 20-Jahr-Feier der Partnerschaft soll 2008 mit einem Fest begangen werden.
Privat kennt Quernheim fast alle Länder Mittelamerikas. Nicaragua bereist er zum ersten Mal. Zur sechsköpfigen Delegation gehören auch Landrätin Lieselore Curländer, Wolfgang Kuhlmann, beim Kreis zuständig für Partnerschaften, wie Gerd-Arno Epke in Löhne, Gesamtschulleiterin Rena Braun und Angela Holstiege für das Bünder Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Es will ebenfalls eine Partnerschaft in Condega begründen. »Darüber freue ich mich ganz besonders,« sagt Epke, »die meisten Aktivitäten des Partnerschaftsvereins mit derzeit etwa 110 Mitgliedern kommen gegenwärtig aus Herford und Löhne.«
Sachspenden aus Schulen, wie Schreibuntensilien, waren gestern im Sekretariat des Bürgermeisters zu verpacken. Jeder Passagier darf zwei Koffer mit jeweils 23 Kilogramm an Bord bringen. Und das möchte die sechsköpfige-Delegation bei dem Spendenaufkommen ausnutzen. Straßenkinder und bedürftige Familien sollen ebenso profitieren wie Schulen und die naturnahe Bewirtschaftung einer Kaffee-Kooperative.
Nach den jüngsten Wahlen, bei der der Sandinist Ortega nach Jahren wieder die Präsidentschaft übernehmen kann - bei einem starken konservativ-liberalen Lager - erwartet die Bevölkerungsmehrheit Verbesserungen, schätzt Epke die gegenwärtige Lage ein.
Ebke selbst betreut ein Patenkind, den elfjährigen Ermen Rodrigues, Sohn eines frühreren Bürgermeisters. Auch der einstige Herforder Landrat Kluge, der seine einstigen Vorbehalte gegen die Partnerschaft erst nach einem Besuch vor Ort verloren habe, habe inzwischen Patenschaften übernommen.
Am kommenden Montag startet das Flugzeug der Delegation um 8.30 Uhr in Amsterdam zu der elfstündigen Reise. In Houston/Texas wird umgestiegen nach Managua. Ankunft ist in dem mittelamerikanischen Land um 19.30 Uhr Ortszeit.
Bei sieben Stunden Zeitdifferenz kann der Bürgermeister morgens um 8 Uhr auf der Post per Satellitenhandy erfahren, was es um 15 Uhr Neues gibt im Löhner Rathaus. Schneller wäre es vermutlich, einen E-Mail-Kontakt herzustellen. Die Löhner Delegation wird in einer Pension untergebracht, während bei früheren Vereinsbesuchen stets die familiäre Unterbringung vorbereitet war.
Der Austausch sieht von hiesiger Seite eine Reihe weiterer Termine vor.
l Eine Jugendreise, die mit einem Arbeitseinsatz verbunden ist, soll im August und September kommenden Jahres stattfinden. Dafür sind jetzt Anträge zur Bezuschussung gestellt worden, wie Ebke, berichtet.
l An einem freiwilligen sozialen Jahr wollen sich im Sommer 2007 in Condega bisher zwei Löhner und eine Hiddenhausener Jugendliche beteiligen.
l Nächstes Jahr in den Herbstferien wird erneut eine Reise nach Nicaragua angeboten. Diese ist für alle Bürger zugänglich und wird zwei Wochen dauern. Sie dient unter anderem auch dem Besuch touristischer Ziele des Landes. Zwei bis drei Tage sind in Condega vorgesehen.

Artikel vom 11.11.2006