11.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Selbstständigkeit als oberstes Lernziel

Gelungenes Projekt: Seit 2004 gibt es in Löhne Volkshochschulkurse für Geistigbehinderte

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Löhne (LZ). Heimwerken, Klettern, Fahrräder reparieren - das klingt nach ganz gewöhnlichen Volkshochschulkursen. Doch diese Angebote gibt es in Löhne auch für Geistigbehinderte, dank der Zusammenarbeit mit einer Abteilung des Wittekindshofes.

Auch Englisch, Lesen und Rechtschreibung, Osterbasteln, der Umgang mit Geld und Konflikte lösen sind Ziele solcher speziellen Kursusangebote. Für den Leiter der Löhner Volkshochschule (VHS) Josef Lieneke ist die Kooperation mit dem Bad Oeynhausener Wittekindshof ideal. »Weil die Angebote stets auf Wünsche eingehen, haben wir keine Nachfrageprobleme.«
Bei der VHS wird dieses Bereich von Silke Baumgart betreut, einer gelernten Verkäuferin, die als 1,50-Euro-Kraft für die Bildungseinrichtung arbeitet. Beim Wittekindshof kümmern sich Alwin Rüter und Sandra Wiele um das Angebot. Rüter ist Leiter der Abteilung Selbstbestimmte offene Lebensräume/Ambulantes Wohnen. Sandra Wiele ist Teamleiterin. Sie erinnern sich noch gut, wie 2004 die ersten Kurse entstanden, zum Beispiel italienisch Kochen.
Idee war, die Kompetenzen der Geistigbehinderten nicht brach liegen zu lassen, sondern sie im Hinblick auf immer mehr Selbstständigkeit im Umgang mit Institutionen zu schulen. Zielgruppe war damals ein 14-köpfige eine Außenwohngruppe am Birkenweg, heute setzt sich das Klientel aus rund 50 Menschen in Löhne und 80 in Bad Oeynhausen zusammen.
»Im kommenden Semester wird es wieder sieben Kurse geben«, sagt Silke Baumgart. Über die Auslastung macht sie sich keine Sorgen. Geeignete Kursusleiterin zu finden sei auch nicht viel schwieriger, als einen VHS-Lehrer für ein besonders junges oder besonders altes Publikum zu finden. »Es ist eben eine Sache der Vorbereitung«, erklärt Sandra Wiele. »Da stehe ich aber auch immer beratend zur Seite.« Bisher habe man stets sensible Kursusleiter gefunden.
Von den Kosten müssen die Kursusteilnehmer laut Alwin Rüter etwa 20 Prozent tragen. 80 Prozent übernehme der Wittekindshof. Bei Bedarf stellt die diakonische Stiftung für die Kursusdauer auch Betrauer bereit. Doch auch hier gelte der Grundsatz: so viel Normalität und Selbstständigkeit wie möglich.

Artikel vom 11.11.2006