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Die baulichen Eigenheiten gezielt wahren

Bündnis für regionale Baukultur

Kreis Minden-Lübbecke (ök). Entwicklungspotenziale und Gestaltungsansätze für zukunftsorientiertes und auf die Besonderheiten der Region bezogenes Planen und Bauen im ländlichen Raum aufzuzeigen, ist erklärtes Ziel des »Bündnisses für regionale Baukultur in Westfalen«, dem der Kreis Minden-Lübbecke als erster Kreis im Wirkungsbereich des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe beigetreten ist.

Sechs Gebiete im Mühlenkreis sind inzwischen im Rahmen des Projektes untersucht worden, für die Empfehlungen für eine, den örtlichen Gegebenheiten angepasste, bauliche Ergänzung des Ortes entwickelt worden sind. Hävern, ein nur wenige Einwohner zählender Ort unweit der Stadt Petershagen, gehört dazu. Hier sind die Strukturen und Ausprägungen eines Dorfes in der Weseraue noch weitgehend erhalten. Deshalb sei gerade hier, so die Meinung des Referates für Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung des Mühlenkreises unter der Leitung von Hartmut Heine, Sensibilität im Umgang mit der Architektur gefragt und deren regionaltypische und zeitgemäße Entwicklung besonders wichtig, um dieses Kleinod regionaler Baukultur zu bewahren.
Diese Auffassung vertrat auch der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Wolfgang Kirsch, anlässlich seines Antrittsbesuches im Mühlenkreis bei der Baumpflanzungsaktion oberhalb des Fährplatzes an der Weser in Hävern. In Anwesenheit von Landrat Wilhelm Krömer, der Bürgermeisterin der Stadt Petershagen, Marianne Schmitz-Neuland, dörflichen Vertretern und Vertretern des Kreises wurde zum Zeichen der Verbundenheit des Landschaftsverbandes mit dem Mühlenkreis und als Anerkennung der Bemühungen des Kreises, die Ziele des »Bündnisses für regionale Baukultur« konsequent umzusetzen, ein Apfelbaum gepflanzt, ein Geschenk vom neuen Leiter des LWL-Amtes für Landschaft und Baukultur, Eberhard Eickhoff.
In ihren kurzen Statements unterstrichen sowohl Landrat Wilhelm Krömer und Dr. Wolfgang Kirsch, als auch Bürgermeisterin Marianne Schmitz-Neuland die positiven Auswirkungen des Leader+ -Projektes »Regionale Baukultur im ländlichen Raum des Kreises Minden-Lübbecke« und die dadurch inzwischen erhaltenen wichtigen Informationen über die regionalen Aspekte des Bauens im Kreisgebiet, »die zukünftig mithelfen«, wie der Landrat anmerkte, »in den Dörfern den Blick für das regionaltypische Bauen zu schärfen und damit die baulichen Eigenheiten im ländlichen Raum gezielt zu bewahren«. Besonders bei Neubauten im ländlichen Raum gelte es, in Zukunft die Vielfalt und Eigenheiten einzelner Landstriche nicht mit einem architektonischen Einheitsbrei zu verwischen. Dies führe, so Wilhelm Krömer, letztlich zum Verlust der Identifikation der Bürger mit dem Dorf als liebenswerte, vertraute Heimat und damit möglicherweise zur Verödung der ländlichen Räume.
»Obstbäume« ergänzten Gerhard Kipp, Arbeitsgruppenleiter der Abteilung Kreisentwicklung, und der Leiter des Bau- und Planungsamtes des Kreises, Jürgen Thielking, in dem mit ihnen geführten Gespräch, »sind ein Symbol für die Charakteristika der Kulturlandschaften des ländlichen Raumes. Regionaltypisches Bauen hier steht demzufolge auch in engem Zusammenhang mit den traditionellen Grünstrukturen, insbesondere den Obstwiesen, in den Dörfern.«
Eine Feststellung, die niemand ernsthaft in Zweifel ziehen kann und die überaus deutlich macht, worauf es den Verantwortlichen auch bei der Baumpflanzung ankam: deutlich zu machen, dass die Bewahrung und Weiterentwicklung des baukulturellen Erbes für den Kreis »vor Ort« und den Landschaftsverband Westfalen-Lippe darüber hinaus für ganz Westfalen eine für die Zukunft unverzichtbare Aufgabe des »Bündnisses für regionale Baukultur« ist, die mehr und mehr im Bewusstsein der Bürger verankert werden muss.

Artikel vom 10.11.2006