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Tim will Weihnachten gesund sein

Die Typisierung, zu der die DKMS mit Katy Berenbrinker (li.), Jörg Lissel, Sohn Maurice (7), Bürgermeister Klaus Rieke, Gerhard Schemmel aufriefen, brachte zwei Stammzellenspender.

»Tag Null«: Der leukämiekranke 5-Jährige bekam neue Stammzellen transplantiert

Enger (vz). »Tag Null« überstanden: Drei Monate nach einer groß angelegten Typisierung, die Stammzellenspender ausfindig machen sollte, hat der fünfjährige Tim Lukas Lissel aus Enger, der an Leukämie leidet, neue Blut bildende Zellen. In der Universitätsklinik in Münster wurden sie ihm transplantiert. »Tim geht es ganz gut«, beschrieb Vater Jörg Lissel am Freitag den Gesundheitszustand seines jüngsten Sohnes.

Vier Wochen lang muss der kleine Patient, der zwei Tage vor Allerheiligen die Stammzellen seines genetischen Zwillings bekommen hatte, auf der strengstens abgeschirmten Transplantationsstation in der Uniklinik ausharren, damit ihm keine auch noch so kleine Infektion etwas anhaben kann. »Er kämpft«, lobte sein Vater stolz, »und er ist in einer guten psychischen Verfassung«. Tims Ziel sei es, dass er gesund und zusammen mit der ganzen Familie Weihnachten zu Hause feiern könne. Bis dahin wechseln sich Jörg Lissel und seine Frau Sylvia täglich bei der Betreuung seines Sohnes in Münster ab.
Zwei Lebensspender standen Tim, der seit zwei Jahren an Leukämie leidet, nach monatelangem Bangen und Hoffen zur Verfügung. Der erste Spender, der Ende Juli gefunden worden war, war im August plötzlich krank geworden und konnte nicht zu einer Transplantation, die in Essen im Klinikum anberaumt war, kommen. Ein zweiter Spender hatte »Terminschwierigkeiten«, berichteten Tims Eltern. Er war zu einer Mitte September vorgesehenen Stammzellenübertragung eingeladen worden. Zwischenzeitlich bildeten sich in Tims Blut wieder Krebszellen. Diese wurden in der Uniklinik in Münster, wohin er von der Kinderklinik Bethel aus verlegt worden war, umgehend mit Hilfe einer Chemotherapie bekämpft. Nach einer Woche wurde laut Auskunft der Eltern ein Stillstand der Krankheit erreicht.
Um Tims Immunsystem vor der beabsichtigten Übertragung auszuschalten - sonst werden die neuen Zellen vom Körper als fremd erkannt und abgestoßen - musste sich der 5-Jährige mehreren Bestrahlungen unterziehen. Es musste schnell gehen, vor Beginn des Monats November sollte die Transplantation stattfinden, denn Tim wurde immer schwächer.
Der Stammzellenübertragung war eine groß angelegte Spendersuche vorausgegangen. Anfang August hatte die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion in Leopoldshöhe, wo einer großer Teil der Verwandten des Jungen wohnt, organisiert. »Jetzt erst recht« hieß das Motto, weil für Tim war kurz zuvor in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) - 1,45 Millionen Spender sind registriert - ein Spender entdeckt worden.
Eltern, Verwandte, Bekannte, Dutzende von Geschäftsleuten und Bürger aus Enger, Herford, Bielefeld und Leopoldshöhe halfen, als die Typisierungen stattfanden. Mehr als 400 Menschen ließen sich einige Milliliter Blut abnehmen, um ihre Stammzellmerkmale bestimmen zu lassen.
Erfolgreich war die Aktion allemal: »Zwei Stammzellenspender wurden ermittelt«, berichtete Tims Oma Renate Lissel. Eine Frau (20) habe kürzlich die Nachricht erhalten, dass sie als Spenderin für einen Leukämiekranken in Frage komme. Sogar aus dem Verwandtenkreis von Tim gilt ein Erwachsener (50 Jahre alt) als potenzieller Lebenspender. Er habe die Merkmale seiner Stammzellen schon untersuchen lassen, hieß es.

Artikel vom 11.11.2006