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Mit fünf Weckern und Uhren fing es an

Juwelier Fleiter: Familienbetrieb an der Bahnhofstraße feiert 50-jähriges Bestehen

Von Monika Schönfeld
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Jeder kennt jeden, das ist schön. Man kann sich auf der Straße grüßen. Für mich käme nichts anderes in Frage als unser Dorf, das es immer noch ist.« Sabine Fleiter (46) führt das Unternehmen »Juwelier Fleiter« ins 50. Jahr des Bestehens. Die Goldschmiedemeisterin hat den Betrieb, den Vater Wigbert Fleiter 1956 an der Kaunitzer Straße gegründet hat, vor zehn Jahren übernommen. Im November 1978 hat das Unternehmen seinen heutigen Firmensitz an der Bahnhofstraße bezogen.

Wigbert Fleiter (78), gebürtiger Holter, hat seine Uhrmacherlehre während des Krieges in Brackwede bei Wiethüchter gemacht. Mit seiner Meisterprüfung 1954 machte er sich mit einer kleinen Werkstatt an der Kaunitzer Straße selbstständig. Anfangs reparierte er die Uhren vor allem der Bielefelder Kunden, 1956 begann er mit fünf Weckern und drei Uhren sein eigenes Geschäft und zog an die Bahnhofstraße (heute »Blattlaus«) um. 1959 heiratete er. Ehefrau Ursula stieg als Kauffrau mit ins Geschäft ein. Neben Uhren verkaufte Fleiter jetzt auch Schmuck und für einige Zeit auch die WMF-Kollektion. 1978 kaufte Fleiter das gegenüberliegende Haus von der Bielefelder Konsumgenossenschaft und erweiterte das Geschäft.
Tochter Sabine Fleiter erinnert sich an ihren ersten Berufswunsch. Sie wollte Auto-Mechaniker werden. In der Nachbarschaft gab's nur Jungs in ihrem Alter, die gern schraubten. »Ich habe damals mein Mofa selbst frisiert«, lacht die heute 46-jährige. Für Mädchen war eine Lehre in einer Autowerkstatt undenkbar - selbst mit Beziehungen. Als sie mit 16 Jahren Rolf Pullmann heiratete und eine Tochter bekam, verzögerte sich der Schulabschluss erst einmal. Ihre Ausbildung zur Goldschmiedin machte sie in Bielefeld, die Meisterschule besuchte sie in Münster. 1996 übernahm sie das Geschäft von ihrem Vater. Kurz zuvor hatte sie ihren Mädchennamen wieder angenommen. »Es sagte sowieso jeder Fleiter zu mir«, sagt Sabine Fleiter. Ehemann Rolf Pullmann hat bei Delius in Bielefeld den Beruf des Webers gelernt. Sein Schwiegervater habe ihn dann gefragt, ob er nicht Uhrmacher werden wolle. »Ich habe also noch einmal dreieinhalb Jahre bei Schwiegervater gelernt«, berichtet Pullmann, der vor 15 Jahren die Meisterprüfung abschloss. Uhren und Schmuck bleiben also zusammen. »Eine tolle Zusammenarbeit in der Familie, das ist wichtig«, sagt Sabine Fleiter. Ihre Tochter Ute Pollmeier (30) ist ebenfalls Goldschmiedin geworden. Sie hat in Herford gelernt und arbeitet im Geschäft mit. Und die nächste Generation ist auch schon gesichert. In Enkel Colin (6) sieht Sabine Fleiter einen künftigen Goldschmied oder Uhrmacher. Einen »Arbeitsplatz« hat er schon und schraubt und hämmert gern (unter Aufsicht).
Uhren- und Schmuck-Kollektionen von Esprit, Fossil und Pierre Cardin, italienisches Schmuckdesign von Nomination und Morellato, Schweizer Präzision von Edox und Zodiac und ausgefallenes Uhrendesign von Emporio Armani, Cerruti, Diesel und DKNY sind im Angebot. Die Goldschmiedemeisterin fertigt Stücke, die nicht von der Stange sind. Ob es darum geht, Erbstücke umzuarbeiten oder die Steine für ein neues Schmuckstück zu verwenden, oder die Vorstellungen der Kunden unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Geschmacks umzusetzen: »Das Schmuckstück muss zum Kunden passen. Was Spaß macht, ist die Beratung. Es geht nicht einfach darum, etwas zu verkaufen - so sollte es in jedem Fachgeschäft sein. Ich will Kunden glücklich machen. Sie sollen stolz sagen, Ýdas habe ich bei Fleiter gekauftÜ. Die meisten wollen etwas finden, was individuell ist, was nicht jeder hat«, sagt Sabine Fleiter. Immer noch sei weißes Metall - Silber, Weißgold, Platin - bevorzugt. »Gelb ist aber wieder im Kommen«, sagt die Goldschmiedemeisterin.
Beim Uhrenkauf zeige sich der Generationenkonflikt. Die Kommunion-Uhr sollte fürs ganze Leben halten. Der Opa, der seinem Enkel eine Uhr kaufen will, müsse oft feststellen, dass der Enkel ganz andere Vorstellungen hat. Wie Schmuck ist die Uhr ein modisches Accessoire, das zu modischer Kleidung passen soll. »Mechanische Uhren werden wieder stärker nachgefragt. Der Wert wird erkannt.« Es gebe viele Leute, die Uhren lieben und davon eine ganze Kollektion zu Hause haben. Die Herbstkollektion sei in Form und Funktion ausgefallen. Wie die Armani-Uhr »Simply Red«, deren Verkaufserlös komplett an eine Aids-Stiftung für Kinder gehe. »Sie stechen ins Auge.« Ob Quarz-, mechanische oder Wanduhr - Rolf Pullmann kann sie alle reparieren.
»Es steckt viel Beratung in unserem Geschäft. Die Leute nehmen das an. Sie wissen, dass wir wissen, wovon wir sprechen.«
Zum 50-jährigen Bestehen verkauft Juwelier Fleiter Handelsware - Schmuck und Uhren - »steuerfrei«. Vom verkaufsoffenen Sonntag, 12. November, bis Samstag, 18. November, werden 16 Prozent Rabatt gewährt - das entspricht der Mehrwertsteuer.

www.juwelier-fleiter.de

Artikel vom 10.11.2006