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Am Sieg vorbei gestürmt

Drückend überlegener SCV kann auch mit 21 Ecken nichts anfangen

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Ein Sturmlauf über fast 90 Minuten. Dafür kam unterm Strich zu wenig heraus: Der SC Verl musste sich gegen die Defensiv-Spezialisten der Spvg. Hamm mit einem mageren 1:1 (1:1) bescheiden und verlor gleichzeitig die Tabellenspitze. Jetzt führt der SCV-Bezwinger SV Lippstadt die Oberliga an. Eine kleine Sensation.

Dass aber der Favorit Verl gestern an der Poststraße in Rückstand geriet, war keine Sensation mehr - das passierte ja in den vergangenen Wochen schon gut ein halbes Dutzend Mal. »Wieder haben wir ein Tor gekriegt, dass wir nicht kriegen durften. Und wieder mussten wir einem 0:1 hinterher rennen«, ärgerte sich auch Carlos Castilla über das nette Kopfballgeschenk für den Herrn Degelmann (23.).
Ein saublöder Gegentreffer, der die von Beginn offensiven Hausherren - diesmal mit Remmert und Rogowski in der Anfangsformation - vorübergehend aus dem Rhythmus brachte. Und wiederum nach einer Ecke wäre um ein Haar das 0:2 gefallen: Der völlig blank stehende Courtoglou köpfte neben den rechten Pfosten. Verler Schrecksekunde - ein 0:2 wäre womöglich schon der vorzeitige K.o. gewesen
Erst in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit drückte der SCV wieder kräftiger auf die Tube, verhedderte sich indes wiederholt in dem vielbeinigen Spvg.-Bollwerk. Da gab es einfach kein Durchkommen, zumal die langen Abwehrrecken die Lufthoheit besaßen. Immerhin: Das Bemühen des Ex-Tabellenführers wurde beim letzten Angriff vor der Pause mit dem verdienten Ausgleich belohnt (Castilla, 45.).
Powerplay auch im zweiten Durchgang - immer wieder versuchten der fleißige Jörg Bode und der diesmal nicht ganz so wirkungsvolle Heini Schmidtgal über die Außenbahnen, die Betonwand der Gäste zum Einstürzen zu bringen. Sie bröckelte nicht einmal: Bis auf zwei gefährliche Kopfbälle von Lars Remmert (Heinze klärte auf der Linie) und Josef Cinar (Torwart Roth lenkte das Leder noch um den Pfosten) fiel angesichts des großen Aufwands die Ausbeute eher bescheiden aus. »Verl hat heute viel investiert, aber wir standen hinten super. Das Remis haben wir uns redlich verdient«, strahlte der Ex-Gütersloher Sebastian Veith, der sich als Punktsieger gegen Routinier Bode sah.
»Wir sind an unserer eigenen Dummheit und Unzulänglichkeit gescheitert«, grämte sich im ersten Moment der Enttäuschung SCV-Trainer Mario Ermisch, um wenig später doch versöhnlichere Töne anzuschlagen. »Bis auf das fehlende Siegtor hat eigentlich alles gepasst«, meinte der Coach.
Für die Dominanz seines Teams sprechen 21 Eckbälle, allerdings vermochte Verl aus dieser Flut von Standardsituationen kein Kapital zu schlagen. Und Hamm? Glänzend im Zerstören und nur auf Konter lauernd. Einen der raren Entlastungsangriffe nach dem Seitenwechsel schloss Sven Heinze mit einem Lattenschuss ab, ansonsten verbrachte Marco Kirchhoffs Stellvertreter Fatih Kalintas einen ruhigen Herbstnachmittag.
»Unsere Mannschaft hat meine taktischen Anweisungen voll umgesetzt«, strich sich Ermisch-Kollege Wolfgang Sandhowe zufrieden über seine Glatze.

Artikel vom 13.11.2006