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Schüler durch
kleine Erfolge
motivieren

Sprachförderung an Tetzner-Schule

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Ruhig sitzen die Schüler auf ihren Plätzen, lösen die für sie individuell zusammen gestellten Aufgaben. Ab und zu kommt einer und fragt Lehrerin Elke Ziegeroski um Rat. Sie ist eine von vier Lehrkräften, die sich in der Lisa-Tetzner-Schule um die Sprachförderung kümmern.

Seit gut einem Jahr gibt es diesen besonderen Unterricht, und er hat sich bewährt. »Die Schüler lernen, selbstständig zu arbeiten und haben schnell kleine Erfolge, da sie nach einem individuellen Plan entsprechend ihren Kenntnissen arbeiten«, erklärt Lehrerin Elke Ziegeroski.
»Der Bedarf ist auf jeden Fall da«, sagt Karin Hoffmann, stellvertretende Schulleiterin. Glücklicherweise habe die Schule schon im vorherigen Schuljahr für die Sprachförderung einen Stellenzuschlag von einer halben Lehrerstelle bekommen. Das bedeute, 14 Wochenstunden können dafür aufgewendet werden. Ein Großteil dieser Stunden werde für die Schüler der fünften Klasse, der Rest für Schüler der sechsten Klassen eingesetzt.
An der Lisa-Tetzner-Schule gibt es drei fünfte und drei sechste Klassen. 15 Schüler je Jahrgangsstufe profitieren von dem Förderunterricht. Größer können die Gruppen nicht sein, dann ist das Ziel der individuellen Förderung nicht mehr zu gewährleisten. Wer diesen Unterricht besuchen darf, wird nach den Ergebnissen des so genannten Hamburger Schulleistungstests und nach Rücksprache mit den Klassenlehrern entschieden.
»Wir haben den Sprachförderunterricht aufgebaut, uns zum Beispiel in Paderborn Unterricht angeschaut und eigene Lehrmaterialien entwickelt«, sagt Elke Ziegeroski. Mit wir meint sie noch ihre Kolleginnen Ulrike Gärtner-Kutz, Christel Heuken und Ulrike Schmiedel. Ein großes Stück sei diese Arbeit Idealismus, denn die Vorbereitung des Materials geschehe häufig in ihrer Freizeit.
Dank dafür sind die Aussagen der Schüler, wie »Es hilft wirklich« oder »Hier sagt mir einer, was ich nicht nicht verstanden habe.« An Noten lassen sich die Erfolge dieser Förderung schwer festmachen, doch im vorherigen Jahr konnten zwei Schüler den Förderunterricht vorzeitig verlassen, sie waren zu gut dafür geworden. Manche Kinder verfügten zudem über eine ganz schlechte Handschrift. Nach einem Jahr war diese aber lesbarer.
Der Unterricht in der Jahrgangsstufe 5 findet von montags bis donnerstags immer in der siebten und achten Schulstunde statt. In der sechsten Stufe gibt es diesen Förderunterricht zweimal pro Woche. Im ersten Teil des Unterrichts - eine Zeitstunde - können die Kinder eigenständig ihren individuellen Plan abarbeiten, ihr eigenes Tempo und die eigene Reihenfolge einhalten. Die Arbeitsblätter werden kontrolliert und die Fehler besprochen. »Wichtig ist zum Beispiel, dass sie lernen, sich besser zu konzentrieren oder ein Wörterbuch zu benutzen«, so die Lehrerin.
Nach einer kurzen Pause folgt dann die Hausaufgabenbetreuung. Wer damit fertig ist, kann auch spielen. Verschiedene Lernspiele kommen zum Einsatz, zum Beispiel Memory.
»Wir müssen die Defizite aufarbeiten, die die Kinder mitbringen, sie dort abholen, wo sie sind, und durch Erfolge Motivation schaffen. Sie müssen sehen ÝWir können wasÜ«, betont die Lehrerin. Viele hätten in der Grundschule die negative Erfahrung gemacht, ein schlechter Schüler zu sein. Je früher Förderung ansetze, desto besser sei es, doch die Grundschule könne auch nicht alles leisten. »Die Eltern sind ebenfalls in der Pflicht.«
Trotz aller weiteren Zusatz- und Förderangebote, die die Hauptschule bereits anbietet: »Ganztagsbetreuung wäre angesichts der Defizite und des immer größeren Drucks auf die Schüler die beste Lösung«, betont die engagierte Pädagogin. »Die Schüler bekommen doch immer mehr aufgehalst. Viele brauchen einfach zusätzliche Hilfe.«
Von der Politik erhofft sie sich, auch dank des neuen Schulgesetzes, dass der Förderunterricht auf Dauer bestehen bleibt. »Nur zu sagen, wir müssen was tun, reicht allein nicht aus.«

Artikel vom 10.11.2006