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Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer las einige für Sundern betrübliche Prognosen aus dem Altersatlas der Gemeinde vor.

Sundern soll
sich wandeln

Ideen zur Zukunft des Dorfs

Von Gerold Brinkmann
Hiddenhausen (HK). Das neue Einkaufszentrum ist da, aber es reicht nicht, um Sundern allein eine gesicherte Zukunft zu bescheren. Im Dorf leben überproportional viele ältere Menschen, es gibt zu wenige Kinder. Neue Lösungen müssen her, um die Dorfgemeinschaft in ihren Grundfesten zu sichern. Wie die aussehen könnten, darüber dachten am Mittwoch 15 Teilnehmer einer Gesprächsrunde in der evangelischen Kirche nach. Eingeladen hatte die Veranstaltergemeinschaft Pro Sundern.

Auch Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer war gekommen. Er las einige für Sundern betrübliche Prognosen aus dem Altersatlas der Gemeinde vor. Danach beträgt das Durchschnittsalter im Dorf 47 Jahre, 28 Prozent der Einwohner sind über 65 Jahre alt. 43 Bürger allein an der Berliner Straße haben schon den 80. Geburtstag gefeiert. Der Anteil der unter Sechsjährigen liegt bei drei Prozent. Sundern kann als das »Altenheim« der Gemeinde bezeichnet werden.
»Wir müssen über Angebote für Senioren nachdenken«, sagte Rolfsmeyer. Weitere Themen sind die Kinderbetreuung und die seniorengerechte Umgestaltung des öffentlichen Raumes. Es soll mehr altengerechte Wohnungen geben.
Während in anderen Ortsteilen wie Eilshausen und Schweicheln fleißig Neubaugebiete geschaffen werden, die junge Familien mit Kindern anlocken, ist das in Sundern so nicht möglich. Das Naturschutzgebiet Füllenbruch, einst ausgewiesen, um den Bau einer Entlastungsstraße für die Bünder Straße zu verhindern, blockiert die Entwicklung. Man solle mit Bauland maßvoll umgehen, sagt Rolfsmeyer. Hiddenhausen gehört zu den am dichtestbesiedelten Kommunen in NRW.
Attraktiv wären auch gebührenfrei gestellte Kindergartenplätze, aber die Gemeinde kann sie nicht finanzieren, sagt der Bürgermeister. Was also tun? Ideen trug Sabine Eicker, selbstständige Sozialpädagogin, vor. Einen Gesprächsansatz liefert das Modellprojekt Familienzentrum, wie es in der Ev. Jugendhilfe Schweicheln geschaffen wurde. Ausgangspunkt in Sundern könnte dafür der ev. Kindergarten sein, ohnehin Anlaufstelle für alle Familien. Hier könnten die Familien Bildung und Beratung einholen, hier könnten Tagesmütter, Babysitter und Leihomas vermittelt werden.
Ein anderes Projekt ist das Mehrgenerationenhaus, wie es in Niedersachsen schon in vielen Orten betrieben wird. Dafür braucht man geeignete Räumlichkeiten, den Willen aller zur Zusammenarbeit und das Engagement vieler Ehrenamtlicher. Im Mittelpunkt steht ein Café als zentrale Anlaufstelle. Es bietet Frühstück und Mittagstisch, Nachmittags- und Abendangebote an. Kinderbetreuung und Haushaltsführung werden vermittelt und vieles mehr. Umfängliche und dauerhafte Fördermittel von der öffentlichen Hand gibt es dafür jedoch nicht.
Andererseits leben nicht nur in Sundern viele Ältere allein in Zweifamilienhäuern. Hilfreich wäre eine Wohnraumberatung, die Älteren den Verbleib in ihren Häusern und jungen Familien den Zuzug ermöglicht. Die Grünen im Rat wagten in diese Richtung einen Vorstoß und schlugen vor, im Rathaus eine Beratungsstelle einzurichten. Doch mit Hinweis auf fehlende Finanzmittel und dem Recht der Hausbesitzer auf Datenschutz lehnten die anderen Fraktionen dies ab. Dabei muss es nicht bleiben. Gerade die bessere Nutzung der Zweifamilienhäuser war in der anschließenden Diskussion ein wichtiges Thema. Und das Modell Mehrgenerationenhaus fand viel Anklang. Nach dieser Auftaktveranstaltung wurden weitere Treffen vereinbart. Die Vereine sind an der Entwicklung beteiligt. Die Runde will schauen, ob es Fördermittel gibt. Sundern soll sich wandeln.

Artikel vom 10.11.2006