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Hände des
TuS bleiben
wieder leer

Remis war zum Greifen nahe

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB). Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke ist weiterhin auf der Jagd nach dem zweiten Sieg, auf der Suche nach dem dritten Saisonpunkt. Am Mittwochabend, im Ostwestfalen-Derby gegen den TBV Lemgo, waren die Mühlenkreisler hauchdünn dran, war dieser dritte Punkt zum Greifen nahe.

Doch am Ende standen Jens Pfänder und seine völlig deprimierten Schützlinge erneut mit leeren Händen da. Die Lipper entführten mit dem selben Ergebnis wie schon in der letzten Saison beim Spiel in der Lipperlandhalle von 30:31 (17:16) beide Zähler.
In der Tat war dieser dritte Punkt zum Greifen nahe. Hatten doch die aufopferungsvoll kämpfenden und auch im spielerischen Bereich stark verbessert wirkenden Gastgeber vor den stehend Ovationen spendenden Zuschauern in den letzten fünf Minuten aus dem 27:30 ein 30:30-Unentschieden gemacht.
Den Strafwurf für den TBV Lemgo, den Hegemann herausholte, konnte der TuS freilich nicht verhindern. Und auch der in der Schlussphase für Fichte Friedrich gekommene isländische Nationaltorhüter Birkir Ivar Gudmudsson, der zuvor mit seinen Paraden gegen Markus Baur (knöpfte ihm den Siebenmeter ab), Kehrmann (auf Außen frei) und Schwarzer (frei vom Kreis) die Mühlenkreisler im Rennen gehalten hatte, hatte diesmal das Nachsehen gegen seinen Landsmann Logi Geirsson.
Aber noch hatte der TuS 34 Sekunden Zeit, um die drohende Niederlage abzuwenden. Gudmudsson verließ sein Tor, wollte auf die Bank, wollte einem siebenten Feldspieler Platz machen. Doch Jens Pfänder winkte ab, schickte seinen Keeper wieder zurück zwischen die Pfosten. Später erklärte der TuS-Coach: »Ich habe mir von einem siebenten Feldspieler nicht viel versprochen. Ein solches Überzahlspiel mit sieben gegen sechs muss man trainieren. Meiner Ansicht nach hätten sich zwei Kreisläufer nur im Wege gestanden. Ich habe die Chance mit sechs gegen sechs als größer angesehen.«
Nun, Pfänder irrte sich in dieser Hinsicht wohl. Sicherlich hatte die Abwehr des TBV Lemgo an diesem Abend nicht ihren besten Tag gehabt. Der TuS war sowohl aus dem Rückraum mit Alois Mraz, Rolf Hermann und Stian Tönnesen sehr erfolgreich - 23 der 30 TuS-Tore gingen auf das Konto des Trios - und auch Patrick Fölser bewiesen einmal Durchsetzungsvermögen am Kreis mit seinen fünf Treffern, stellte unter Beweis, dass die TBV-Abwehr doch erhebliche Lücken aufwies.
Doch in den letzten 34 Sekunden rettete sich der TBV Lemgo routiniert über die Runden, machte immer wieder fest, verursachte einen Freiwurf nach dem anderen, ließ so die Sekunden zähflüssig vertropfen (dem TuS schien es rasend schnell zu vergehen). Letztlich sprang für den TuS nur noch eine halbe Chance heraus: ein direkt auszuführender Freiwurf nach der Schlusssirene. Doch den hob Alois Mraz ein wenig halbherzig über die Mauer des TBV Lemgo hinweg. Leichte Beute für den an diesem Abend stark haltenden Jörg Zereike im Lemgoer Tor, der mit seinen drei gehaltenen Strafwürfen und insgesamt 18 Paraden sicherlich der Held des Abends in der Kreissporthalle war.
Und während die Gästespieler um ihren Torhüter einen Ringelreihen tanzten, wandte sich TuS-Spielführer Patrick Fölser entsetzt ab, schlug die Hände vors Gesicht. Er konnte es einfach nicht fassen. Alles gegeben, dem Favoriten absolut Paroli geboten und am Ende wieder leer ausgegangen. Es sollte wieder mal nicht sein.
Dabei lief es doch insgesamt sehr gut für die Gastgeber. Wie eingangs schon erwähnt trumpfte diesmal besonders der Rückraum auf. TBV-Trainer Volker Mudrow konnte wahrlich nicht zufrieden über das sein, was ihm da seine Abwehr bescherte. 5:1 - viel zu löchrig. Ganz schlecht das Verhalten gegen den TuS-Rückraum. 6:0 mit besonderem Augenmerk auf Rolf Hermann - auch nicht viel besser. Was ihn aber am meisten geärgert haben dürfte, war wohl die Art und Weise, wie sein Angriff an diesem Abend zu Werke ging. Langsam, statisch, pomadig. Eine recht leichte Aufgabe für die Abwehr der Gastgeber.
Und die rund 2800 Zuschauer in der Kreissporthalle witterten schon eine kleine Sensation, als die Gastgeber diese Unzulänglichkeiten im Angriff des TBV Lemgo ausnutzten, gegen den keinen Ball an die Hände bekommenden Carsten Lichtlein eine 4:1-, 5:2- und 6:3-Führung herauswarfen. Wobei der Nationaltorhüter der Lemgoer schon beim 5:2 freiwillig das Feld räumte, den Platz zwischen den Pfosten Jörg Zereike überließ, dessen Paraden dazu beitrugen, dass der TBV Lemgo beim 12:13 zum ersten Male in Führung gehen konnte, die der TuS erst mit dem Pausenpfiff durch Fölsers Treffer zum 17:16 zurückerobern konnte.
Der Start in Halbzeit zwei verlief gut für die Gastgeber. Rolf Hermanns Geschoss knallte zum 18:16 in die Maschen und die Gastgeber behielten die Führung bis zum 22:21. Beim 24:26 nahm Jens Pfänder seine zweite Auszeit, die Gastgeber verkürzten auf 27:28. Der Rest: siehe oben.

Artikel vom 10.11.2006