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Obst am Spieß ist der Renner

Johanniter und Volksbank fördern Frühstücks-Projekt an der Werretalschule

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Foto)
Löhne-Obernbeck (WB). Erik Martynov lässt Cola und Chips stehen, wenn er Kakao und ein Fladenbrot haben kann. »Am liebsten mit Salat, aber ohne Schafskäse«, sagt er.

Jede Teilnehmergruppe der gegenwärtigen Projektwoche wird zu einem von Schülern selbst bereiteten gesunden Frühstück eingeladen. An der Frühstücksbar gibt es täglich wechselnde Angebote. In dem von Schülern betriebenen Kiosk soll auch künftig in der ersten Pause von 9.10 bis 9.35 Uhr gesunde Kost über den Tresen gereicht werden. »Fünfzig Cent für ein Fladenbrot mit Salat, Paprika und Gurke, damit müssen wir aufkommen«, erklärt Fred Steffen. Der Schulsozialarbeiter stellt fest: »Die Körnerbrötchen sind zu teuer, aber ohnehin nicht so beliebt, wie unsere Umfrage gezeigt hat.«
Damit gesündere Kost, als gemeinhin üblich nicht nur vorübergehend auf den Tisch kommt und etwas von Dauer ist, werden die Eltern einbezogen mit Anregungen und Hinweisen. Dennoch weiß Schulleiter Friedrich Linneweber um vielfältige Schwierigkeiten, die auch den Geldbeutel im Elternhaus betreffen. Um so dankbarer ist er für die Starthilfe durch die Johanniter und die Volksbank Herford-Bad Oeynhausen. Sie stellte den 102 Absolventen der Förderschule unter anderem Frühstücksdosen zur Verfügung, die Anja Flömer aus der Filiale an der Königstraße im Namen des Geldinstituts übergab.
Auf Anregung der Johanniter Hilfsgemeinschaft Bad Oeynhausen war die Frühstücks-Initiative zustande gekommen. Vorstandsmitglied Adolf Voigtländer weiß, dass viele Kinder ohne Frühstück zur Schule kommen oder die Ernährung aus Süßigkeiten und andere Fertigprodukten besteht. Mit externen Beratungen und Betriebsbesichtigungen will die Hilfsgemeinschaft weiterhin den schulischen Unterricht im Sinne einer gesunden Ernährung unterstützen.
Beinahe jeden Tag machen Meldungen Schlagzeilen, wonach zu wenig Bewegung und falsche Ernährung die Menschen krank machen. Fred Steffen: »Hier wollen wir gegensteuern.«
»Fit in der Schule«, nennt Rektor Linneweber das Generalthema der Projektwoche. Die Schüler konnten unter einer breiten Palette von Angeboten auswählen. Sie reichte von der Tischtennis-AG bis zum Ausdauer-Sport an den Geräten im Studio des Kaiser-Centers, wie Lehrer Sven Öpping erläutert.
Bewegung macht Appetit. Auch auf leckere Gemüsesäfte, die gegenwärtig ebenfalls selbst in der Küche der Werretalschule zubereitet werden.
»Oftmals kommt es auf die Präsentation der gesunden Kost an«, hat Fred Steffen erfahren. »Obstspieße sind sehr gefragt«. Bei den Zutaten zählt die Banane schon zur teuersten Kost. Und für die knapp kalkulierenden Schüler muss es nicht nur die exotische, wenn auch vielfach alltägliche, Frucht sein. Sie lässt sich gut mit preiswerten Äpfeln mischen oder anderen heimischen Zutaten der Saison. Der Sozialarbeiter: »Wir können auf Dauer nur über eine Mischfinanzierung unser Kostangebot verkaufen.« Dennoch werden die Obstspieße wohl noch länger der Renner bleiben. Und möglicherweise ersetzen sie bald hier und da in den Familien die abendlichen Chips auf dem Teller neben dem Fernsehapparat.

Artikel vom 09.11.2006