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Zum Martinstag bringen
bunte Laternen Licht

Kindergärten laden zu Umzügen in der Dunkelheit ein

Vlotho (VZ/jg). Früher gab es noch zwei Martinstage in der Weserstadt: Am 10. November standen die evangelischen Kinder mit bunten Laternen vor den Türen der Häuser, einen Tag später kamen die katholischen. Sie hatten oft das Nachsehen, mussten sie sich doch mit dem Obst und den Keksen zufrieden geben, die ihre evangelischen Freunde übergelassen hatten.

Inzwischen ist auch in Vlotho der 10. November der alleinige Martinstag, an dem die Kinder und die Jugendlichen aus evangelischen, aus katholischen und aus andersgläubigen Familien in schönster Eintracht mit Lampions von Haus zu Haus ziehen, dabei mehr oder weniger fromme Lieder singen und sich über Süßigkeiten freuen. Ob sie diese Gaben Martin Luther oder dem heiligen Martin von Tours zu verdanken haben, dürfte ihnen dabei ganz egal sein.
An einem 10. November wurde der Reformator Martin Luther geboren (1483), und der Tag darauf ist dem heiligen Martin von Tours (316/17-397) geweiht. Der 11. November beendete früher das bäuerliche Jahr, und in den Spinnstuben wurde das Licht angezündet, wo es bis zum 2. Februar (Mariä Lichtmeß) brannte.
»Dort oben leuchten die Sterne,/ und unten, da leuchten wir«, singen die Kinder und hoffen, dass zwar ihr Licht aufbrennt, aber bloß ihre liebe Laterne nicht. Drei bis fünf Euro kosten die farbenprächtigen Laternen, in deren nostalgischer Variante eine Kerze leuchtet. Seit aber High-Tech und kirchliches Brauchtum eine Vernunftehe eingegangen sind, werden schon aus Sicherheitsgründen Elektrostäbe bevorzugt.
So auch in den Vlothoer Kindergärten, bei denen in dieser Woche überall Laternenumzüge auf dem abendlichen Programm stehen: Gestern waren Mädchen und Jungen vom »Topsi« Valdorf, vom DRK-Kindergarten und vom »Vlohzirkus« unterwegs (eine zweite Gruppe startet dort heute), außerdem hatten die Exteraner zu einem ökumenischen Laternenumzug vom katholischen zum evangelischen Gemeindehaus eingeladen. Ebenfalls heute sind die Kinder der Tagesstätte an der Breslauer Straße und eine Gruppe aus Uffeln mit ihren Lampions unterwegs. In den anderen Kindergärten-Gruppen haben die Umzüge bereits am Wochenanfang stattgefunden: »Wir müssen uns bei den Terminen auch nach der Polizei richten, die die Züge begleitet, aber nicht an einem Tag überall sein kann«, sagt Kindergartenleiterin Brigitte Steinbach (Südfeldstraße).
Auch die evangelische St. Stephans-Gemeinde pflegt in diesem Jahr wieder die Tradition und verbindet den Geburtstag von Martin Luther mit dem Gedenken an den heiligen Martin von Tours: Am Freitag, 10. November, 16 Uhr, startet auf dem Kirchplatz St. Stephan der Martinsumzug mit Pferden - die Legende von der Mantelteilung wird zum Abschluss in der Kirche aufgeführt.

Artikel vom 09.11.2006