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240 zusätzliche Stunden - und keiner murrt

Neue Berufswahl-AG in der Hauptschule - Projektleiter suchen Räume und Werkzeug

Harsewinkel (jaf). Wenn Schüler freiwillig zwei Jahre lang neben dem normalen Unterricht die Schulbank drücken (und das mit insgesamt 240 zusätzlichen Stunden!) - dann ist das schon einmalig. Einmalig ist auch das Projekt, in dem dies umgesetzt wird: die neue Berufswahl-AG der Hauptschule.

Hauptschüler auf ihrem Weg bei der Berufsfindung und -ausbildung zu begleiten, das ist das Ziel dieser neuen Arbeitsgemeinschaft, die seit August die Berufsvorbereitung in der Hauptschule abrundet. Den 30 ausgewählten Schülern der neunten Klasse wird während der zwei Jahre ein Einblick in das breite Berufsspektrum geboten. Neben der Theorie (Bewerbungstraining, Kommunikation, Konflikt-Management und Präsentation) steht vor allem Praxis auf dem Stundenplan. Je nach Interessenlage können die Schüler aus den drei Sparten Technik, Dienstleistung und Service sowie Elektronik auswählen.
Um einen Einblick in den Arbeitsalltag zu bekommen, besichtigen die Schüler, die sich vorab durch entsprechende Schulnoten, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit für die außergewöhnliche AG empfehlen mussten, zehn Harsewinkeler Unternehmen. Außerdem kommen die Firmen in die Schule. »So lernen die Schüler insgesamt 30 Unternehmen und 30 Berufsbilder kennen«, erläutert Lehramts-Student Wolfgang Strotmann, der das Projekt zusammen mit Guido Schäfer von der Universität Bielefeld konzipierte. Von ihnen sowie von den Studenten David Loeber, Hendrik Vieregge, Ralf Mettich und Sabine Linß wird die AG wissenschaftlich begleitet. Übergangscoach Christiane Michael unterstützt die Berufswahl-AG ebenfalls (»Das ist eine gute Sache«).
Das sieht Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide auch so: »Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist nicht besonders gut, da ist Engagement gefragt. Und das stellt Ihr in diesem Projekt unter Beweis«, spielt das Stadtoberhaupt auf die »harten« Bedingungen an. Christiane Michael wird konkreter: »Wer zwei Mal unentschuldigt fehlt, muss gehen. Da richten wir uns ganz nach den Bedingungen in der Arbeitswelt«. Schulleiter Hermann Hecker geht auf den Ursprung ein: »Ziel ist: Jeder soll einen Ausbildungsplatz bekommen. Voraussetzungen wie Ausdauer, Zuverlässigkeit und Berufspraxis, die die Wirtschaft fordern, werden hier unter Beweis gestellt«. Schüler Philipp Blömer (15) hatte bereits Erfolg: »Über die AG bin ich an einen Praktikumsplatz im Wasserwerk gekommen«.
Apropos Berufspraxis: Während die Theorie in den Räumen der Hauptschule vermittelt wird, suchen die Verantwortlichen für die Praxis noch etwa 80 Quadratmeter große Räumlichkeiten, in denen gewerkelt werden kann. Bürger, die einen solchen Raum zur Verfügung stellen wollen, sollten sich mit den Verantwortlichen der AG unter % 05247/924 950 in Verbindung setzen. »Außerdem möchten wir Bürger und die Unternehmen um Sachspenden bitten. Eine Palette Klinker, Werkzeug, eine Maurerkelle oder eine Rolle Kabel helfen uns schon weiter«, macht Wolfgang Strotmann deutlich.

Artikel vom 09.11.2006