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Transfer-Gesellschaft ist das Ziel

Runder Tisch zum Balda-Stellenabbau: Noch nicht entschieden, wer Job verliert

Von Claus Brand (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen-Wulferdingsen (WB). Wie erwartet: Auch der runde Tisch hat gestern nichts an der Entscheidung des Vorstandes der Balda AG geändert, am Stammsitz in Wulferdingsen die Zahl der fest Angestellten von 650 auf 400 reduzieren zu wollen. Gemeinsam haben die Teilnehmer das Ziel formuliert, zum 1. Januar eine auf zwölf Monate angelegte Transfer-Gesellschaft zu bilden, um die betroffenen Mitarbeiter erst gar nicht in die Arbeitslosigkeit zu entlassen und sie im Idealfall komplett in neue Beschäftigungen zu vermitteln.

Trotz von allen Beteiligten bescheinigter konstruktiver Gesprächsatmosphäre steht auch fest: Bei vielen Detailfragen zur Überleitung der Beschäftigten und grundsätzlich ihrer Zahl gibt es noch Klärungsbedarf zwischen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite. Vorstandschef Joachim Gut: »Wir haben einen Wissensvorsprung.« Aus betriebswirtschaftlicher Sicht habe sich die Zahl der Reduzierung von 250 Beschäftigten vor dem Hintergrund der BenQ-Pleite und dem stark rückläufigen europäischen Handymarkt ergeben. Gut: »Dazu sind wir bereit, die Budgetplanung vorzulegen.« Und: »Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.« Dieses Ziel werde man bei weiteren Gesprächen verfolgen.
Damit sie zum Erfolg in Form einer Transfer-Gesellschaft geführt werden können, hat das Arbeitsamt Unterstützung zugesagt. Wichtig sei es aus Sicht der Jobvermittler, so früh wie möglich mit der Arbeit beginnen zu können. Dr. Wilhelm Schäffer, Abteilungsleiter Arbeit und Qualifizierung im NRW-Arbeitsministerium, erläuterte weitergehende Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung einer Transfer-Gesellschaft. Dazu gehöre das Transfer-Kurzarbeitergeld und eine Unterstützung aus dem Sozialfonds der Europäischen Union. Offen blieb gestern, wo und in welcher Form die Transfer-Gesellschaft genau gebildet wird. Lutz Schäffer, erster Bevollmächtigter der IG Metall, machte deren Qualität in erster Linie von der individuellen Begleitung jedes einzelnen Arbeitnehmers abhängig.
»Es wird wohl noch ein paar Wochen dauern«, ließ sich Joachim Gut in diesem Zusammenhang als einzige Aussage entlocken, zu welchem Zeitpunkt der einzelne Beschäftigte erfahren wird, ob er zum Kreis derer gehört, die ihren Job bei der Balda AG verlieren. Joachim Gut versprach: »Die Zeit der Verunsicherung für die Mitarbeiter wollen wir so kurz wie nur eben möglich halten.«
Mit Blick auf die nach dem Stellenabbau verbleibenden Beschäftigten erklärte Joachim Gut: »2006 haben wir die Löhne nicht erhöht. Das wird auch 2007 nicht erfolgen.« Andererseits werde es aber auch keine Gehaltseinbußen oder gar die Kürzung von Sonderleistungen geben.
Zur Entlohnung derer, die zum 1. Januar in die Transfer-Gesellschaft wechseln sollen, gab es gestern keine konkreten Angaben. Zu den Verkaufsplänen bis zum Jahreswechsel für den Standort Herford sagte Gut: »Die Gespräche zum Verkauf von Balda-Heinze nehmen einen guten Verlauf.«

Artikel vom 09.11.2006