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13-jährigen Jungen 21mal missbraucht

Zwei Jahre Haft auf Bewährung

Verl/Bielefeld (köh). Wegen sexuellem Missbrauch eines Kindes ist der 58-jährige Verler Peter X. (Name geändert) gestern von der 9. Strafkammer des Landgerichts in Bielefeld zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. In den kommenden vier Jahren soll der ehemalige Obmann des SC Verl wegen »offensichtlicher pädophiler Neigung« von einem Bewährungshelfer überwacht werden.

Außerdem muss der ledige Frührentner 3000 Euro Bußgeld an einen Verein zahlen, der sich um Kinder kümmert. Nach einer mehr als zweistündigen mühseligen Beweisaufnahme voller Widersprüche und Vergesslichkeiten sah es das Gericht als erwiesen an, dass der 58-Jährige den damals 13 Jahre alten Verler Bastian P. (Name geändert) in der Zeit von Herbst 1996 bis Juli 1997 in seinem Auto insgesamt 21mal sexuell befriedigt hatte, indem er sich an dem Geschlechtsteil des Jungen zu schaffen machte. »Elfmal oral, zehnmal mit der Hand«, rechnete der Vorsitzende Richter Reinhold Hülsmann vor.
Außerdem müsse davon ausgegangen werden, dass der Junge ihn ebenfalls wiederholt befriedigt habe. Auch wenn das Gericht keine konkrete Zahl ermitteln konnte, sei dieser Tatbestand doch als besonders gravierend einzustufen. Das Schlimmste aber sei, so Richter Hülsmann, dass Peter X. die »Taten als Funktionär eines Fußballvereins« verübt habe, »ein Ort, an dem die Eltern ihre Kinder aus ihrer Obhut entlassen«.
Der Ex-Sportobmann, der dem SC Verl mehr als 30 Jahre gedient hatte, zeigte Reue: »Das Ganze tut mir sehr leid«, sagte er, »ich werde so etwas nie wieder tun.« Dann wendete er sich an seinen ehemaligen Schützling: »Ich kann mich nur entschuldigen.«
Peter X. war von Anfang an voll geständig, zeigte aber bei der Beweisaufnahme erhebliche Gedächtnislücken. Er konnte sich lediglich an 21 Fälle erinnern. Begonnen habe alles in seinem Büro beim Sportverein. Er habe damals den Eindruck gehabt, der Junge wolle etwas von ihm. Außerdem habe dieser sich Geld geben lassen. Er habe dem Jungen Beträge in Höhe von 20, 30 oder 50 Mark gezahlt. »Manchmal sogar mehr«, erinnerte er sich.
Bastian P. ließ keinen Zweifel daran, dass er es auf Geld abgesehen hatte. »Ich hatte keinen Spaß daran, aber ich war nicht abgeneigt«, gestand er, »sonst hätte ich ihn angezeigt«. Er habe damals begonnen Haschisch zu rauchen, sei später zu härteren Drogen übergegangen. Dafür habe er Geld gebraucht - auch für diverse kleine und größere Anschaffungen wie etwa Handy oder Motorroller. Der Kontakt zu Peter X. bestand noch bis Ende 2004. Anfang 2005 flog alles auf, als sich Bastian P. unter Tränen seiner Freundin offenbarte, sie seine Mutter informierte und diese Anzeige erstattete.
An die sexuellen Handlungen konnte sich der heute 23-jährige Arbeitslose nicht mehr genau erinnern, gab einerseits dem Angeklagten recht und wollte sich andererseits an zwei bis drei Taten pro Woche erinnern. Das Gericht musste darum von der ursprünglichen Anklage auf 118 sexuelle Taten abrücken und entschied nach dem Grundsatz »Im Zweifel für den Angeklagten«.

Artikel vom 08.11.2006