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Den Geist der Gründerzeit bewahren

Architekt Henning Bökamp steht mit zwei Objekten in einem neuen Fachbuch

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). Das Alte bewahren und gleichzeitig dem Anspruch von modernem, barrierefreien Wohnen gerecht werden. Dieses Ziel hat Architekt Henning Bökamp, 32, mit der Grundsanierung der Villa Friedrichsruh erreicht. Mit diesem Objekt aus der Gründerzeit und dem Anbau an ein Fertighaus der siebziger Jahre steht Bökamp als einziger Architekt aus Ostwestfalen-Lippe in einem neuen Fachbuch für »Neues Wohnen in alte Häusern«.

Zunächst sind Häuser nur starre Hüllen. Und doch finden Bewohner in ihnen Schutz und ein Heim. Hinter den Wänden aus Lehm und Stein verändern sich die Zeiten und wandeln die Epochen. Dort wachsen Generationen, Menschen ziehen ein und aus - und doch überdauern die Mauern alter Villen den Zeitgeist und stetig wechselnde Geschmäcker. Auch die Villa Friedrichsruh am Westkorso hat fast 100 Jahre überstanden. Das ehemalige Pensionshaus aus der Gründerzeit - Baujahr 1898 - ist komplett saniert und in drei Wohneinheiten umgebaut worden.
»Dieses Haus könnte viele Geschichten ihrer Bewohner erzählen«, sagt Architekt Henning Bökamp. Er ist stolz darauf, dass er als Planer den Geist der alten Villa bewahren konnte. »Es ist eine Herausforderung für einen jungen Architekten, so ein Gebäude behutsam zu sanieren, denkmalgeschützte und gleichzeitig moderne Elemente miteinander in Einklang zu bringen«, berichtet der 32-Jährige. Entstanden sei ein Objekt, das für den Bestand aus der Gründerzeit beispielhaft sei.
Das sah auch Achim Linhardt so. Der Autor des Buches »Neues Wohnen in alten Häusern« ist über das Internet auf den Oeynhausener Architekten aufmerksam geworden. »Als er mich anrief und anfragte, ob er die Villa Friedrichsruh in seinem neuesten Buch mit veröffentlichen könnte, habe ich natürlich sofort zugesagt«, erinnert sich Henning Bökamp. Architekten und Planer aus Hamburg, Berlin und München, aus Nürnberg und Bremen sind in dem Werk von Linhardt aufgeführt - da freut es Henning Bökamp um so mehr, dass er aus der Kleinstadt Bad Oeynhausen ebenfalls mit dabei sein konnte.
Wohnen im Alter - und in einem alten, denkmalgeschützten Haus: Dieses Ziel hat Bökamp mit großer Sorgfalt umgesetzt. »Dem modernen Anspruch eines bequemen Wohnstils erfüllen und den historischen Wert erhalten, das ist schon ein Spaghat«, sagt er. Den Denkmalschutz - in diesem Fall die Fassade - in Absprache mit der Behörde aus Münster zu vereinbaren mit praktischen Erwägungen, »auch das ist nicht einfach und erfordert viel Fingerspitzengefühl«. An der Rückseite - die nicht unter Denkmalschutz steht - entstand ein Anbau, der neben einer großen Garage auch einen Aufzug umfasst. Bökamp: »Dadurch konnte ein barrierefreier Zugang zu den Wohnungen geschaffen werden.« Großzügige Loggien und Balkone wurden angelegt, die in ihrer äußeren Gestaltung als moderne Elemente hinzugefügt wurden. Dieses gilt auch für die Glasgauben im Dach.
Das Umbau-Buch von Achim Linhardt mit 40 Objekten - erschienen in der Deutschen Verlags-Anstalt München - richtet sich weniger an Kollegen als vielmehr an Bauherren, die Anregungen für Um- und Anbauten sowie Sanierungen benötigen. Und so alt wie die Villa Friedrichsruh sind nicht alle Projekte: Zum Beispiel hat ein Bungalow aus den siebziger Jahren einen modernen, schwarzen, mit raumhohen Schiebetüren versehenen Anbau erhalten. Dieser Anbau steht auch in Bad Oeynhausen - und ist das zweite Objekt, das von Henning Bökamp entworfen und in dem Buch vorgestellt wird.

Artikel vom 07.11.2006