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Volkshochschule braucht Geld

Land will wieder Mittel kürzen - Kommunen sollen mehr zahlen

Halle (HHS). Der Slogan ist eindeutig zweideutig. »Bildung stöhrt nur«, steht dort ganz bewusst falsch geschrieben in dicken Lettern weiß auf rot. Was die schwarz-gelbe Landesregierung vor hat, wollen die Volkshochschulen in NRW nicht mit sich machen lassen. Auch für die Vhs Ravensberg würde eine weitere Kürzung der Landesmittel einen großen Einschnitt bedeuten.

235 000 Euro jährlich war dem Land die Weiterbildung im Altkreis Halle bis 2003 noch Wert. Sollte auch die zweite große Kürzung beschlossen werden, bekommt die Vhs Ravensberg unterm Strich nur noch 160 000 Euro aus Düsseldorf. »Und dabei hieß es vor der Wahl noch, dass zumindest keine weiteren Kürzungen vorgesehen sind«, sagt der hiesige Vhs-Leiter Kurt Ulrich Schäfer. Nachdem es in den vergangenen drei Jahren zwischen 40 000 und 47 000 Euro per anno weniger gegeben hatte, sollen obendrein jetzt nochmals 18 Prozent abgezogen werden.
Bislang wurde der Gesamtetat aus drei etwa gleich großen Töpfen bestritten: Landesmittel, Kursgebühren, Verbandsumlage. »Die Förderung durch das Land wird nun aber nur noch maximal ein Viertel des Gesamtetats betragen«, erklärte der Verbandsvorsteher, Steinhagens Bürgermeister Klaus Besser. Somit muss mehr Geld aus den anderen Töpfen fließen. Im Februar wird Besser der Zweckverbandsversammlung empfehlen, für den Fall der Fälle die Beiträge der fünf Verbandsgemeinden um bis zu 15 000 Euro zu erhöhen. Eine andere Möglichkeit sei momentan nicht denkbar.
Selbst ist die Vhs schon »vorausschauend in Vorleistung gegangen« (Schäfer), als sie seit 2000 eine ganze hauptamtliche Stelle eingespart hat. Und ihren Kunden tiefer in die Tasche zu greifen, komme zumindest vorerst nicht in Frage. Besser: »Das birgt die Gefahr einer Nullnummer. Höhere Beiträge kosten sicherlich auch einige Teilnehmer und würden somit keinen Euro mehr Einnahmen bedeuten.« Das wäre insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten positiven Entwicklung (zehn Prozent mehr Teilnehmer im Vergleich zu 2005) sehr ärgerlich, ergänzte die Vorsitzende der Verbandsversammlung, Anne Rodenbrock-Wesselmann: »Wir sparen die Sache kaputt.«
Kurt Ulrich Schäfer stört insbesondere der Umgang mit der »Ressource« Bildung: »Normalerweise müssten die Mittel erhöht und Wert darauf gelegt werden, dass sich die Bevölkerung weiterbildet.« Der Beschluss von Kürzungen zeuge angesichts einer älter werdenden Gesellschaft von einer ausgeprägten Kurzsichtigkeit.
Dennoch ist Schäfer optimistisch, die Landesregierung doch noch umstimmen zu können. Er rechnet als Ergebnis der Vhs-Aktion mit etwa 100 000 an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers adressierte Postkarten, mit denen auf die »katastrophalen Folgen für unsere Volkshochschulen durch den Kahlschlag« nachdrücklich hingewiesen wird.

Artikel vom 09.11.2006