07.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Guten Morgen

Wahrnehmen


Sie rennt nicht wegen jeder Erkältung ihres Sohnes mit ihm zum Kinderarzt. Aber jetzt wurde sie doch etwas ängstlich. Ab und zu hat Junior den »Tunnelblick«, sieht Köpfe ganz klein und weit entfernt. Das schob sie auf den harten Arbeitstag, den der kleine Mann jetzt in der Schule hat. Als dieses Phänomen aber auch mal am Wochenende auftrat, stand der Entschluss fest. Ab zum Kinderarzt. »Wahrnehmungsstörungen«, sagte sie der Arzthelferin auf die Frage nach den Beschwerden. »Wer hat das diagnostiziert?« Mutter lacht. »Ich. Das ist der Erstkontakt mit einem Arzt in dieser Sache.« Der Kinderarzt guckt und lobt Muttern. Man weiß ja nie. Der Augenarzt ist jetzt gefragt. Wenn es gehäuft auftritt - dann ab in die Computerröhre. Mutter ist beruhigt. Der Arzt beruhigt weiter: »Meistens verwächst sich das.« Ein Kind zu sein, ist ein schweres Geschäft. Würden Erwachsene so schnell wachsen, würden sie wahrscheinlich täglich flach liegen. Monika Schönfeld

Artikel vom 07.11.2006