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Thiel-Patzer macht SV zur Nummer eins

DSC verliert gegen Lippstadt 0:1

Von Matthias Reichstein
Delbrück (WV). Die unglaubliche Erfolgsserie des SV Lippstadt 08 geht weiter. Gestern gewann die Elf von Trainer Heinz Knüwe das äußerst kampfbetonte Derby beim Delbrücker SC mit 1:0 (0:0) und schraubte die Bilanz auf 22 Zähler in acht Spielen. Damit übernahm die Mannschaft die Führung in der Fußball-Oberliga Westfalen, doch Knüwe dämpfte sofort die Euphorie: »Das ist nur eine Momentaufnahme.«

Wohl war, denn wie eine Spitzenmannschaft spielten die Gäste vor 1080 Besuchern im Stadion »Laumeskamp« nicht auf. Ganz im Gegenteil. In einem absoluten Kampfspiel profitierte seine Elf von einem Patzer des Delbrücker Torhüters Marco Thiel. Fünf Minuten vor dem Ende wollte der eine Freistoß-Flanke von Issa abfangen, kam aber nicht an den Ball. Der landete stattdessen auf dem Kopf von Rodrigo Cesar Martins, der keine Mühe hatte, den Ball ins leere Tor zum alles entscheidenden 1:0 einzuköpfen. »Da musste der Marco gar nicht rauskommen, den Ball konnte Dominik Hansjürgen ganz alleine klären«, meinte Roger Schmidt nach dem Spiel. Delbrücks Trainer ärgerten die Szenen vor dem Freistoß aber noch viel mehr. »Wir haben Einwurf, Florian Fulland kann aber niemanden anspielen, wir verlieren folgerichtig den Ball und können uns nur durch ein Foul helfen. Das war absolut unnötig«, zürnte der Coach. Sein Gegenüber Heinz Knüwe wähnte sich nach dem Schlusspfiff dagegen schon ganz nah am größten Fest des Jahres: »Es ist ja bald Weihnachten, da nimmt man solche Geschenke ganz gerne an.«
Besonders bitter aus DSC-Sicht: Das 0:1 fiel ausgerechnet in Delbrücks bester Phase. Zunächst war es Peter Berhorst (80.), der nach einem Freistoß von Raffaele Wiebusch den Ball übers Tor köpfte. Noch näher an der Führung war Alessandro Cirivello (81.), der mit einem Distanzschuss Lippstadts guten Keeper zu einer Glanzparade zwang. Schließlich war es der eminent fleißige Florian Fulland (er lief mehr als die gesamte DSC-Offensive zusammen), der sich in Minute 82 an der Torlinie durchsetzte, doch seine Hereingabe konnte Mandic noch so gerade vor dem einschussbereiten Ulf Raschke klären.
Drei Minuten später patzte Thiel und die Niederlage war perfekt. »Wenn Marco da raus kommt, muss er den Ball haben«, war auch DSC-Vorsitzender Burghard Plümer bedient. Die Niederlage aber nur am Mann zwischen den Pfosten fest zu machen, wäre zu einfach. Denn Delbrücks Hauptproblem ist das Spiel vorm anderen Tor. Viel zu harmlos, ideenlos und teilweise hilflos wirkte die DSC-Offensive auch diesmal und bot damit eine nahtlose Fortsetzung vom 0:3 in Gütersloh.
Das galt insbesondere für Durchgang eins. Einzig Kapitän Rino Capretti (16.) zwang nach einem Wiebusch-Freistoß Mandic per Kopf zur einer Glanztat. Nach dem Wechsel hatte dagegen der neue Spitzenreiter den besseren Start. Iva Ivicevic und Dennis Hustadt (57.) konnten den bis dahin gut aufgelegten Thiel aber nicht bezwingen. Das sollte sich erst wenig später ändern.
Wieder drei Punkte weg, diesmal könnte der DSC aber auch noch zwei Spieler verloren haben. Ansgar Kuhn (Verdacht auf Muskelfaserriss) und Raffaele Wiebusch (Sprunggelenk) humpelten vom Platz, beide werden heute untersucht. Einziger Lichtblick an diesem regnerischen Novembersonntag: Edmund Riemer feierte ab Minute 54 sein Comeback.

Die Statistik
Delbrücker SC: Thiel - Cirivello, Hansjürgen, Berkemeier, Kuhn (54. Riemer) - Berhorst, Capretti, Fulland - Welker (73. Schwanebeck) - Wiebusch, Eckel (58. Raschke).
SV Lippstadt 08: Mandic - Rasic, Ivicevic, Gersch, Reckordt (77. M. Dyballa) - Hustadt, Neumann, Issa, S. Dyballa - Mainka, Cesar Martins (89. Schulte).
Schiedsrichter: Stor (Herford).
Zuschauer: 1080.
Tor: Rodrigo Cesar Martins (85.).
Gelbe Karten: Wiebusch, Eckel - Reckordt.

Artikel vom 13.11.2006