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Ein Mann sieht
Rot: Korejtek
muss »zaubern«

Fußball-Bezirk: Preußen-Probleme

Von Ingo Notz
Espelkamp (WB). Vier Tore geschossen, gewonnen - und doch war die Gemütslage bei den beiden Fußball-Bezirksligisten aus dem Altkreis verschieden. Während der TuS Gehlenbeck über das Lebenszeichen gegen Eidinghausen jubelt, ist bei Preußen Espelkamp trotz des einfachen Dreiers doppeltes Kopfzerbrechen angesagt. . .
Uwe Korejtek stellte nach seinem Platzverweis noch einmal die Position nach, in der er angeschossen wurde.
Auch am Tag danach beherrschte immer noch die Rote Karte gegen Espelkamps Spielertrainer Uwe Korejtek die Diskussionen in Espelkamp. Aus nicht einmal drei Metern Entfernung mit voller Wucht angeschossen, die Arme eng an den Körper angelegt, so wurde Korejtek beim Stand von 4:0 getroffen. Und sah dafür Rot. Danach brauchte er erst »einen Vanille-Tee zur Beruhigung«: »Das ärgert mich. Das ist meine erste Rote Karte nach 23 Jahren im Männerbereich. Und ich habe keine Parade gemacht, nichts. Der Ball wird mir an den Oberarm geschossen - was soll ich da aus drei Metern Entfernung machen? Da verstehe ich das Regelwerk dann nicht: Reicht da nicht Gelb und Elfmeter? Dafür muss man nun wirklich nicht Rot geben!« Im Spielbericht hat der nicht nur in dieser Szene überforderte Schiedsrichter Detlef Fink aus Bad Oeynhausen, der sich mit seiner schwachen Gesamtleistung Sonntag den Unmut beider Teams zugezogen hatte, nur die Rote Karte berücksichtigt - nicht aber die Spielfortsetzung. Und genau da ist der Haken - und für Preußen die Hoffnung. Die Tatsachenentscheidung, wenn sie auch noch so falsch gewesen sein mag, werden die Espelkamper nicht aufheben können. Die Hoffnung geht jetzt dahin, dass Korejtek nur zwei Wochen ausfallen wird. Dies wäre die Mindestsperre für absichtliches Handspiel zum Zwecke der Torverhinderung - aber nur nach altem Stand. Seit März 2006 (AM des Westdeutschen Fußballverbandes) ist das absichtliche Handspiel zum Zwecke der Torverhinderung nicht mehr explizit genannt - und somit ist die Bestrafung nunmehr Ermessenssache. Zweiter Punkt: Beim Strafmaß soll auch die Spielfortsetzung berücksichtigt werden. Heißt in diesem Fall: Der Elfer war drin - gut für Preußen. Obwohl der Schiedsrichter auch dieses nicht im Spielbericht vermerkt hat, dürfte Staffelleiter Kai Rieke (VfL Holsen) davon Kenntnis bekommen. »Im Altkreis Lübbecke würde das eine zweiwöchige Sperre bedeuten«, erklärte Kreisvorstandsmitglied Friedhelm Spey, Staffelleiter der Landesliga 1, gestern. Damit würde Korejtek im Spitzenspiel in Bustedt fehlen, das zweite Kracherduell an der Spitze gegen Vlotho aber bestreiten dürfen - bei vier Wochen Sperre würde er auch dort fehlen. . .
Preußens zweites Problem: die Spielberechtigung von Keeper Volker Meyer. Der sollte eigentlich am Sonntag in Bustedt zwischen die Pfosten rücken - doch daraus könnte jetzt nichts werden. Sechs Monate und einen Tag muss er nach seinem letzten Spiel für einen anderen Club pausiert haben - und bisher waren die Espelkamper davon ausgegangen, dass Meyer seine letzte Partie für den TuS Bruchmühlen am 7. Mai bestritten habe. Allerdings taucht Meyer noch in der Aufstellung des TuS-Matches am 14. Mai gegen Stift Quernheim auf, ehe er in der Woche darauf wegen einer Fingerverletzung nicht spielen konnte. Das bedeutete: Sonntag in Bustedt wäre Meyer noch gesperrt - und Preußen müsste noch einmal mehr als gedacht mit Stürmer Johann Peters im Tor spielen. . . »Das ist alles schon sehr heftig, was im Moment passiert, aber ich glaube an meine Truppe«, meinte Uwe Korejtek mit Blick auf das Spiel ohne ihn (und ohne Meyer?) in Bustedt: »Bis dahin haue ich noch einen Zaubertrank in die Suppe - mal sehen, ob wir den Kontakt nach oben noch halten können.«
Kontakt hat wieder der TuS Gehlenbeck - und für den Zaubertrank ist seit einer knappen Woche Günter Grote verantwortlich. Mit ihm als Interimstrainer kam der Erfolg zumindest im ersten Spiel zurück. Zuvor hatte Grote wohl als Wunderheiler gewirkt - denn plötzlich waren alle zuvor bei Carsten Schöning noch verletzt abgemeldeten Spieler über Nacht wieder gesund. »Carsten hatte menschlich etwas ganz anderes vor als die Spieler«, deutet Grote nur an, dass nicht jede Verletzungsmeldung wohl auch wirklich auf eine körperliche Verletzung zurückzuführen war. Bis ein neuer Coach gefunden ist, ein Kandidat ist Jörg Rodewald, wird Günter Grote (»Wir suchen intern und extern«) jetzt das Team führen. »Da stand ein ganz anderer TuS auf dem Platz!«, freute er sich über das 4:0 gegen Eidinghausen. »Über den Kampf zum Ball - so sind wir schon einmal dem Abstieg entronnen. Und wir müssen wieder eine Familie sein, es darf auch wieder gelacht werden, es geht wieder locker zu. Die Jungs müssen Spaß am Fußball haben!« Den hatten sie Sonntag - nicht zuletzt, weil hinten wieder die Null stand, ohne dass sich Michael Göbel groß auszeichnen musste. Mit Rückkehrer Lars Grote, der seine Zusage für die gesamte Serie gegeben hat und nur die nächsten zwei Spiele wegen Urlaubs ausfällt, ist auch der Angriff gefährlicher besetzt. Zudem wird Waldemar Heinz heute im (Lauf-)Training zurück erwartet.
Günter Grote scheint in seinen ersten Tagen als Coach einiges bewirkt zu haben - nur an seinem Prophetentalent muss der »Zauberer« noch arbeiten. »Eigentlich hatte ich in der ganzen Woche ja schon von einem 5:0 geträumt. Das hab ich auch schriftlich hinterlegt, den Zettel hatte Vater Windmöller in der Tasche. . .« So lange auf dem nächste Zettel »Klassenerhalt« steht und diese Prophezeiung für den TuS dann auch ganz genau Wirklichkeit werden sollte, sei ihm die kleine Abweichung beim ersten Tippzettel verziehen. . .

Artikel vom 07.11.2006