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Leserbrief


Traurig über
die Vorfälle
Zum Artikel »Demütigung als Film im Internet: Gymnasiasten erniedrigen Mitschüler - Kripo und Staatsschutz ermitteln« in der LZ-Ausgabe vom 4. November schreibt hier der Pfarrer der katholischen Laurentiusgemeinde.

»Nein, ich habe nicht an solche Vorfälle geglaubt. Ich bin traurig, dass von Schülern an unserer ÝElite-SchuleÜ so etwas möglich ist. Dabei muss uns bewusst sein, dass wirklich nur ein geringer Prozentsatz daran beteiligt ist, und wir froh sei können, dass der stellvertretende Schulleiter und der Jahrgangsstufenbegleiter mittlerweile so offen über die Vorkommnisse Auskunft erteilt haben. Aber wir dürfen nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Warum nicht mal inne halten und fragen, warum 17-Jährige, die sicherlich im Deutsch- und Geschichtsunterricht einiges gehört und gelernt haben, zu solcher Tat fähig sind? Und warum andere wiederum schweigen und diese Taten damit tolerieren?
Nehmen sich die Schulen noch genügend Zeit, Schülern Werte zu vermitteln? Viele Fächer wollen Haltungen und Einstellungen fördern wie Freiheitsliebe, Verantwortungsbereitschaft, Respekt vor anderen Menschen, Gerechtigkeit und Solidarität. Allerdings nur der Religionsunterricht, der überdurchschnittlich oft am Gymnasium anderen Fächern geopfert wird, bietet jungen Menschen Antworten an, die weder der Lehrer noch sie sich selbst geben können. Der Glaube weist über sich hinaus.
Der Religionsunterricht will wach halten für die letzten Fragen, für die Lebensfreude, Dankbarkeit und das eigen Leben und die ganze Schöpfung. Sensibilität für das Leiden anderer, Hoffnung auf Versöhnung über den Tod hinaus und nicht zuletzt die Wertschätzung unseres christlichen Abendlandes. Junge Menschen werden voll gestopft mit Wissen, doch lernen sie offensichtlich kaum etwas über christliche Werte, über das christliche Menschenbild. (Dabei denke ich auch an Soldaten mit Totenschädel in den Händen.) Dabei gründet Deutschland auf den Wurzeln des christlichen Abendlandes.
Ich kann und möchte nicht behaupten, dass der Religionsunterricht all diese Zustände auffangen könnte, geschweige denn verhindern, doch darf er nicht zu leicht preis gegeben werden. Denn hier besteht ursächlich die Möglichkeit, Schülern Werte zu vermitteln, die den jungen Menschen für ihr eigenes Leben etwas mitgeben kann und damit auch unserer Solidargemeinschaft der Gesellschaft. Ich bitte die Verantwortlichen des Löhner Gymnasiums bei ihren Analysen dies zu bedenken.«

Manfred Pollmeier
32584 Löhne

Artikel vom 07.11.2006