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An der Tankstelle geht es hoch her

Motorradrennen als letzte Rettung - Laienspiel begeistert Zuschauer in Meier's Deele

Von Nele Krüger
Oppenwehe (WB). »Vorhang auf« hieß es im Saal von »MeierÕs Deele« in Oppenwehe für die Premiere des plattdeutschen Dreiakters »De vergnögte Tankstelle«. Die Laienspielschar Oppenwehe hatte das Stück von Fritz Wemper seit August unter der Leitung von Karl-Heinz Becker geprobt.

Tankstellenbesitzer Gerd Jensen, gespielt von Andreas Spreen, hat Geldsorgen. Seine kleine Tankstelle läuft wahrlich nicht so, wie er es sich wünschen würde, denn die Kundschaft bleibt aus. Auch die Hoffnung auf eine neue Landstraße droht zu schwinden, da die örtlichen Bauern Krischan Menke (Jörg Steinkamp) und Kassen Kreimann (dargestellt von Matthias Bollhorst) ihr Land nicht für den Weg opfern wollen und die Straße somit nicht mehr an der Tankstelle vorbeiführen kann.
Als letzte Rettung kommt für den Hobbyrennfahrer Gerd Jensen nur noch das große Motorradrennen in Bremen in Frage, bei dem er in der Beiwagenklasse mit seinem Tankwart Willem Bock, verkörpert von Wilfried Spreen, starten will. Wenn er einen der vorderen Plätze belegt, hat er die Chance, von einem großen Motorradhersteller als Werksfahrer angestellt zu werden und so zu Geld und Ruhm zu kommen.
Die Sache hat nur einen Haken: Sein Beifahrer Bock ist in schon etwas in die Jahre gekommen und deshalb erreicht das ungleiche Duo zumeist als letzter ins Ziel. Die Lage scheint aussichtslos zu sein, doch nun kommt das Schicksal ins Spiel: Bei einem Unfall fährt der Tankstellenbesitzer die junge Dolly Hansen (Michaela Spreen) an und bringt sie zu sich in die Werkstatt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand , dass es sich bei dem »jungen Kerl« eigentlich um eine Frau handelt, denn Dolly ist als Mann verkleidet.
Unter dem Namen »Hans« will sie versuchen, sich bei Jensen einzuschleichen und ihn dazu bringen, sie als Beiwagenfahrer zu engagieren. Um ihre Wette, es dazu zu bringen, nicht zu gefährden, ist Dolly jedes Mittel recht. Sie besticht sogar den Arzt (Karl-Heinz Bollmeier), der um ihre wahre Identität weiß. Gerd Jensen ist anfänglich nicht begeistert von der Idee, »Hans« aufzunehmen, doch seine energische Haushälterin Mieke, gespielt von Elisabeth Meier, kann ihn überzeugen. Im Laufe der Zeit kommen Jensen jedoch Zweifel, ob sein neuer Lehrling Hans denn wirklich so männlich ist, wie er es vorgibt. Die Situation verkompliziert sich noch einmal, als sich Dolly alias Hans in Gerd Jensen verliebt. Ob Dollys wahre Identität auffliegt und ob die beiden das Rennen in Bremen gewinnen können, wird an dieser Stelle nicht verraten. Bei den weiteren Aufführungen am 12., 16. und 24. November, jeweils um 19.30 Uhr bei »MeierÕs Deele« in Oppenwehe kann man sich die Geschichte und ihren Ausgang ansehen. Auch in der Begegnungsstätte Wehdem spielt die Gruppe ihr Stück - die Aufführung findet hier am 8. Dezember um 19.30 Uhr statt.
Sehenswert ist das Lustspiel in drei Akten vor allem wegen seiner authentischen Schauspieler. Die vielen skurrilen und lustigen Charaktere werden von der Laienspielgruppe so überzeugend herübergebracht, dass das Publikum jedem Schauspieler seine Rolle auch abnimmt - sei es Elisabeth Meier, die die Haushälterin Mieke perfekt auf die Bühne bringt, Dirk Priesmeier, der es als Händler Hannes Puusch versteht, auch die unnötigsten Artikel an den Kunden zu bringen oder vor allem auch Michaela Spreen, die in einer Paraderolle sowohl ihren Mann als auch ihre Frau steht. Das Stück steckt voller plattdeutscher Komik und Pointen, so dass im Publikum vor Lachen kaum ein Auge trocken bleibt. »Das Stück ist zwar lang, wird aber niemals langweilig«, meint Spielleiter Karl-Heinz Becker, der mit dieser Aussage wohl auch genau die Meinung des begeisterten Publikums traf.

Artikel vom 07.11.2006