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Spenge als »Ein-Tore-Schreck«

Derby-Nachspiel: HSG-Fans beklagen Flaschenwürfe und Schmierereien

Von Lars Krückemeyer
Spenge (HK). Dramatik, Spannung und eine volle Halle. Kein Wunder, dass sich beide Trainer hinterher einig waren: »Das Derby ist etwas Besonderes. Das wollen wir auch in der nächsten Saison haben«, stellten Walter Schubert und Diethard von Boenigk nach dem 32:31-Sieg des TuS Spenge gegen die HSG Augustdorf/Hövelhof fest.

»Das hat zwar Nerven gekostet, aber das soll es mir Wert sein«, scherzte Schubert hinterher. Kein Wunder, schließlich gab es in der vergangenen Saison neun Niederlagen mit einem Tor, jetzt hat der TuS schon dreimal mit diesem kleinen Unterschied gewonnen. »Wenn wir verloren hätte, wüsste ich zehn Gründe warum. Die Abwehr war diesmal eine Katastrophe. Zum Glück haben wir wenigstens wie in Rostock den letzten Ball geblockt. Man hat gesehen, dass Maik Dittrich auf Rechtsaußen der bessere Deckungsspieler und David Kreckler der bessere Werfer ist«, so Schubert weiter. Dass Routinier Michael Scholz gar nicht zum Einsatz kam, erklärte der Spenger Coach wie folgt: »Leif Anton hat gegen Aurich und in Rostock überzeugt. Außerdem wollte ich sehen, was Alexander Weiß nach seiner Verletzung drauf hat.«
HSG-Trainer von Boenigk machte die vergebenen Gegenstöße in der zweiten Hälfte und den Totalausfall der rechten Seite für die Niederlage verantwortlich. »Außerdem haben wir viele Spieler, die noch nie in einer Situation wie wir sie im Moment haben, waren«, so von Boenigk. Gemeint war vermutlich auch »Otto« Kolios, der sich nach drei Stellungsfehlern in der Abwehr in der ersten Halbzeit einen heftigen »Anpfiff« des Trainers einfing und beim 31:31 einen Siebenmeter vergab. »Ich habe heute versagt«, stellte Kolios fest.
Ein besonderes Spiel war es für Christoph Mylius, der erstmals in seiner Laufbahn gegen einen Ex-Verein antreten musste »Drei Stunden vor dem Spiel habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber es kribbelt natürlich schon, wenn man auf gute Freunde trifft. Für mich war aber ganz klar, dass ich mit dem TuS Spenge dieses Derby gewinnen will. Und zwar egal wie«, erklärte der Neuzugang. Kurz zuvor hatte er diese Einstellung verdeutlicht, indem er den besten Augustdorfer Schützen, Philipe Jäger, drei Sekunden vor Schluss rüde foulte und eine rote Karte riskierte. David Kreckler, mit 11/7 Treffern bester Spenger Torschütze, analysierte, warum es trotz der 13:8-Führung wieder eng wurde: »Wir sind scheinbar der Ein-Tore-Schreck. Aber in der 2. Liga kann man sich nach fünf, sechs Toren Vorsprung eben nicht sicher sein. Wir haben ein paar Mal leichtfertig vergeben und in der Abwehr Probleme mit dem Kreisläufer gehabt.«
Getrübt wurde die gute Stimmung in Spenge durch Vorkommnisse nach dem Spiel. Gäste-Fans beklagen im Internet-Forum der 2. Handball-Bundesliga samt Beweisfoto, dass sie mit Flaschen beworfen worden seien und der Augustdorfer Bus mit einem Hakenkreuz und einem »CCCP«-Schriftzug beschmiert worden sei. Das Schulzentrum Spenge gilt seit Jahren als Treffpunkt für Graffiti-Sprüher, außerdem sind dort immer wieder Jugendliche anzutreffen, die Alkohol konsumieren. »Wir verlassen abends nur noch in größeren Gruppen die Sporthalle«, sagte ein Verantwortlicher der Spenger Handballer.

Artikel vom 08.11.2006