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Thees attackiert DRK-Führung

Ex-Justitiar sieht das Sanierungskonzept des Kreisverbandes kritisch

Von Rainer Grotjohann
Kreis Herford (LZ). Nach dreijähriger Amtszeit als Justitiar des DRK-Kreisverbandes hat sich Gerhard Thees, wie berichtet, nicht zur Wiederwahl gestellt. Er betrachtet das in der Mitgliederversammlung am vergangenen Freitag gebilligte Sanierungskonzept für wenig tragfähig, da es lediglich auf das kurzfristige Wiedererlangen von Liquidität ausgerichtet sei. Im Gespräch mit der LÖHNER ZEITUNG forderte er mehr Professionalität bei der Führung des Kreisverbandes ein.

»Das Ziel, den Verband Herford-Land wieder auf finanziell gesicherte Beine zu stellen, haben wir, die Mitglieder des Vorstandes, in den vergangenen Jahren nicht erreicht«, zieht Thees eine ernüchternde Bilanz. Seine Kernaufgabe, die Steuerung und Kontrolle im Finanzbereich, habe das Gremium nicht erfüllt.
Auch nicht erfüllen können, da die Kommunikation zwischen Kreisgeschäftsstelle und Vorstand nicht funktioniert habe. Das kreidet Thees Kreisgeschäftsführer Sven Braune an. Informationen zur Finanzlage habe es bis zur Delegiertenversammlung am Freitag stets nur zu Liqiditätsengpässen geben, die bilanziellen Auswirkungen seien außen vor geblieben - und damit auch die Erkenntnis beim Vorstand, dass »kontinuierlich Substanz-Verzehr stattfand«.
Beispiel Behindertentransport: Aus der Geschäftsstelle sei die »Kostenseite stets verkürzt dargestellt worden«. Deshalb sei der Beschluss zur Einstellung dieser kostenintensive Aufgabe vom Vorstand erst mit erheblicher Verspätung gefasst worden. Auch in vielen anderen Bereichen habe es Braune an Transparenz fehlen lassen, »es wurde das fortgesetzt, was schon vor seiner Zeit nicht tragbar war«. Sven Braune habe mehrere Beschlüsse des Vorstandes nicht in die Tat umgesetzt. Mängel in der Organisation der Geschäftsstelle, in der es an klarer Aufgabenverteilung fehle, habe Braune mit mangelnder Qualifikation beziehungsweise Motivation seiner Mitarbeiter begründet. Thees: »Selbst wenn das so war: Herr Braune hatte mehrere Jahre Zeit, das zu ändern. Als Gesamtverantwortlicher hätte er Führungs- und Leitungsfunktionen wesentlich entschlossener wahrnehmen müssen«.
Der DRK-Kreisverband mit seinen etwa 140 Mitarbeitern, davon die meisten im Bereich Kinderbetreuung, sei ein »mittleres Unternehmen, und in dem müssen die Management-Strukturen stimmen«. Das gelte um so mehr, als nach der am Freitag verabschiedeten neuen Satzung, einem künftigen hauptamtlichen Vorstand noch deutlich mehr Verantwortung übertragen werde. Hier sei kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kompetenz gefragt, sagte Thees. Der Verband könne es sich nicht leisten, eine solche verantwortungsvolle Position »unzureichend zu besetzen«. Der Jurist Braune sei »dafür nicht der richtige Mann«.
Ein Hauptverantwortlicher werde dringend gebraucht, nicht zuletzt als Verbindungsmann zwischen den Ortsvereinen als Träger der ehrenamtlichen Arbeit und den übergeordneten DRK-Organisationen. »Diese Arbeit wird noch bis Jahresende von einem Mitarbeiter wahrgenommen. Ich glaube nicht, dass es anschließend eben so gut oder gar besser läuft«.
Das Sanierungskonzept sehe weitestgehend Outsourcing (Vergabe an Fremdfirmen) administrativer Aufgaben vor. Grundlegendes Problem bei der Fremdvergabe Die Fremdfirmen brauchten weiter einen (zu bezahlenden) Ansprechpartner vor Ort. Das habe sich gezeigt, als der Kreisverband die Mitgliederverwaltung »für sehr viel Geld« einer Fremdfirma übertragen habe.
Wirtschaftlicher, meint Thees, sei es, zwischen benachbarten Verbänden solche Aufgaben im Verbund zu lösen. Zumindest für eine Übergangszeit. Dann müssten weitergehende Kooperationsmodelle greifen.

Artikel vom 04.11.2006