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Weg mit der »Taffeetanne«

Bald Sprachtests für alle Vierjährigen im Kreis Herford

Hiddenhausen (jp). »Taffeetanne«, sagt Hanna und deutet auf die Spielkarte die vor ihr auf dem Tisch liegt. »Kaffeekanne«, wollte die Vierjährige eigentlich sagen, aber irgendwas ist auf dem Weg vom Sprachzentrum im Gehirn bis zu den Lippen schief gelaufen. »T« und »K« werden ständig vertauscht. Hanna hat eine Sprachstörung, wie sie bei immer mehr Kindern in ihrem Alter vorkommt. Was man dagegen tun kann, erfuhren Interessierte am Samstag in der Wittekindschule Eilshausen. Dort beantworteten Sprachspezialisten im Rahmen eines »Sprech«- Tages Fragen der Besucher.

Schwierigkeiten mit Lauten und Aussprache haben in den vergangenen Jahren bei Kleinkindern stark zugenommen. Auch wenn Gründe hierfür nicht eindeutig zu belegen sind und Experten wie Regina Führer, Leiterin der Wittekindschule, mit einem Ê»Ursachenmix« argumentieren, sehen sich Politiker zum Handeln gezwungen. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird jedes Kind bei einer »Sprachstandserhebung« im vierten Lebensjahr einen Sprachtest machen. Ab 2007 sollen so auch in den Kindergärten im Kreis Herford sprachliche Kompetenztests durchgeführt werden.
Vorgesehen ist, in zuständigen Grundschulen eine Lehrkraft mit dem Testverfahren zu beauftragen. Im Kreisgebiet hat man sich auf eine Entsendung der Lehrkräfte in die Tagesstätten geeinigt, wo dann die Tests gemacht werden. Wie dieser konkret aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Unklar ist auch, wie mit Kindern aus »bildungsfernen Schichten« verfahren wird, die weder in Kindergarten noch Tagesstätte untergebracht sind. Mit Hilfe eines Sprachtestes soll grundlegend geklärt werden, ob ausreichend sprachliche Kompetenzen für eine Einschulung vorhanden sind oder weitere pädagogische und sonderpädagogische Maßnahmen getroffen werden müssen.
Genau hier, im Bereich der Sonderpädagogik, setzt die Arbeit von Logopäden, Ergotherapeuten und Psychologen an, die sich am Samstag in der Wittekindschule vorstellten. Die Wittekindsschule als Einrichtung des Kreises wurde speziell für Kinder mit Sprachstörungen gegründet. Ziel ist es, mit pädagogischen Mitteln Sprachblockaden zu lösen und den Kindern nach der Grundschulzeit den Besuch einer regulären Schule zu ermöglichen.
Lautbildung, Satzbildung und Lesefluss werden in Eilshausen geschult. »Eltern müssen sich frühzeitig mit den Schwächen ihrer Kinder beschäftigen«, forderte Regina Führer beim Informationstag. Es gibt eine Vielzahl von Therapieformen: So präsentierten Logopäden spielerische Methoden zum Sprachtraining. Neben Karten- und Brettspielen kann auch mit Computern trainiert werden. Sprache, das exakte Spiel von Lippen, Muskeln und Stimmbändern, wird auch mit ergotherapeutischen Mitteln eingeübt. Möglichkeiten zur Verbesserung von Wahrnehmung und Sensibilität, wurden ebenfalls vorgestellt.

Artikel vom 06.11.2006