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Küchenbrand in der
alten Friedenshöhe

Feuerwehr probt im Wittekindshof für Ernstfall

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (AM). Die Feuerwehr hat am vergangenen Freitag auf dem Gelände der Diakonischen Stiftung Wittekindshof den Ernstfall geprobt. Für die Übung wurde ein Brand in der alten Friedenshöhe, Langenhagen 42, angenommen.

»Mutti, Mutti«, rief Eckhard Ilsemann immer wieder. Svenja Tegeler versuchte alles, um den jungen Mann zu beruhigen, der vor ihr lag und den sie gerade zusammen mit Feuerwehrkameraden aus der alten Friedenshöhe gerettet hatte. Als beide noch auf den weiteren Abtransport warteten, suchten im Gebäude 20 Feuerwehrmänner mit schwerem Atemschutz nach weiteren Vermissten. So spielte es sich während der Übung der Feuerwehr ab. Und so sah es der Einsatzplan vor: Am frühen Freitagabend drang dicker Rauch aus den Fenstern eines der ältesten Gebäude der Diakonischen Stiftung. Auf dem Dorfplatz stand die Drehleiter der Feuerwehr und hatte 100 Sekunden nach Ankunft am Einsatzort mit dem Korb bereits ein Fenster im dritten Obergeschoss erreicht, noch bevor der Befehl »Wasser Marsch« auf der anderen Gebäudeseite erfolgt war.
Bespritzt wurde jedoch nicht das mehr als 100 Jahre alte Haus, sondern Büsche und Bäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Schließlich war der Küchenbrand nicht richtig ausgebrochen, sondern nur angenommen und der Rauch für die Übung des vierten Brandabschnitts der Feuerwehr künstlich erzeugt worden.
54 Feuerwehrfrauen und -männer der Löschgruppen Volmerdingsen und Wulferdingsen, der hauptamtlichen Feuerwache und der Werkfeuerwehr waren im Übungseinsatz, um Leben zu retten und Feuer zu löschen. In dem zumindest in den oberen Etagen leer stehendem Gebäude galt es zwölf angehende Diakone, die sich freiwillig zur Verfügung gestellt hatten, unter erschwerten Bedingungen zu retten. »Wir hatten keine Sicht, der Brandherd war nicht zu erkennen und es gab auf der ganzen Etage keinen Strom«, berichtete Brandoberinspektor Jörg Kollmeier, der den Einsatz leitete. Matthias Becker, Leiter der Werkfeuerwehr, hatte mit den Diakonenschülern abgesprochen, dass sie sich möglichst so verhalten sollten, wie es im Ernstfall bei geistig behinderten Menschen zu erwarten wäre: »Im schlimmsten Fall müssen wir damit rechnen, dass sie Angst vor den Atemschutzträgern mit ihren Gesichtsmasken bekommen und weglaufen und sich verstecken oder nicht auf sich aufmerksam machen können.« Auch die Fixierungen, mit denen einige Menschen nach Absprache mit dem Amtsrichter beispielsweise nachts im Bett gesichert werden, waren ein Problem für die Feuerwehr: »Wer hat schon einen Magneten bei sich, mit denen man die Gurte ganz einfach lösen kann und Messer gehören auch nicht zur Standardausrüstung«, erklärte Svenja Tegeler, die im Schülerdorf tätig ist und sich in ihrer Freizeit in der Löschgruppe Volmerdingsen engagiert.
Die verwinkelte und enge Bauweise der alten Friedenshöhe, die ein Grund war, weswegen das Haus nicht mehr als Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen genutzt werden kann, hat die Rettungsarbeiten ebenso erschwert, wie die Tatsache, dass es sich um eine geschlossene Wohngruppe gehandelt hat, so dass sogar Türen mit der Feuerwehraxt aufgebrochen werden mussten. Trotzdem waren am Ende alle zwölf Vermissten als gerettet auf der Meldeliste eingetragen.
Beim ersten Resümee war Einsatzleiter Jörg Kollmeier mit dem Verlauf zufrieden. »Im Ernstfall hätten wir nachalamiert, das Gebäude ist für einen Brandabschnitt allein zu groß. Insgesamt ist es ganz gut gelaufen, ganz reibungslos verläuft so etwas nie, das werten wir noch aus.«

Artikel vom 06.11.2006