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Kinder lieben
die Westruper
»Rappelkiste«

Tag der offenen Tür am Sonntag

Von Dieter Wehbrink
Westrup (WB). Es war ein mutiger Schritt, den berufstätige Stemweder Eltern aus dem Bereich Westrup damals wagten. Sie gründeten im April 1993 den Verein Elterninitiative Stemwede. Ihr Ziel war es, eine private Kindertagesstätte zu betreiben, damit ihre Schützlinge über die damals übliche Kindergarten-Tageszeit hinaus betreut werden konnten.

Erste Stätte war die ehemalige Westruper Schule, doch seit Jahren bietet ein moderner, angemieteter Neubau optimale Bedingungen. Aus dem damaligen »Experiment« ist längst ein fester und bewährter Bestandteil in der Kindergartenlandschaft geworden. 15 kleine Stemweder im Alter von vier Monaten bis zum Vorschulalter tummeln sich zurzeit in der »Rappelkiste«. Zwei Plätze sind noch frei.
Am Sonntag, 5. November, veranstaltet die private Kindertagesstätte einen Tag der offenen Tür, zu dem die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Von 14 bis 18 Uhr kann die Einrichtung besichtigt werden. Kaffee und Kuchen warten auf die Besucher.
Informiert wird natürlich auch umfassend über das Betreuungskonzept. Vier Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Kinder: Leiterin Julia Rempel, die pädagogische Fachkraft Antje Spreen, Gruppenleiterin Stefanie Schweppmann und Margret Weiffen, die das Team mit einer halben Stelle unterstützt. »Das zahlenmäßige Verhältnis Betreuer/Kinder ist eines unserer Erfolgsrezepte. So kann sich eine Kraft speziell um die ganz kleinen Kinder kümmern«, freut sich Julia Rempel. »Eine derart intensive Betreuung ist in normalen Kindertagestätten kaum möglich.«
Um 7.15 Uhr öffnet die »Rappelkiste« ihre Pforten. Dienstags, donnerstags und freitags können die Kinder bis 16.15 Uhr bleiben, montags und mittwochs - auf Wunsch der Eltern - sogar bis 17 Uhr. »Wir richten uns sehr nach den Bedürfnissen der Eltern«, sagt die Leiterin. Zum Betreuungsprogramm gehören vielseitige Aktivitäten. So geht es regelmäßig mit zwei Gruppen in den Wald. »Das ist eine ideale Spielwiese«, erzählt Julia Rempel. »Die Kinder nehmen ihre mit Proviant gefüllten Waldrucksäcke mit und sind für jedes Wetter angezogen. Sie genießen die frische Luft, sammeln Naturmaterialen unter Bäumen oder leben ihre Fantasie bei Rollenspielen aus.«
»Nachmittags sieht das pädagogische Angebot das Basteln von Kinderdeko - etwa für das Laternenfest vor. Hier geben oft die Jahreszeiten die Themen vor. Jede Woche gibt es auch ein Musikangebot, bei dem die Kleinen etwas über Rhythmik, Klang und Instrumente erfahren.
Mit einem Bulli und zwei Autos geht es mittwochsnachmittags zum Turnen in die Halle nach Niedermehnen. Acht Kinder fahren zudem regelmäßig zum Lehrschwimmbecken in die Oppenweher Schule, wo sie ans Wasser gewöhnt werden. Einmal pro Woche stehen jene Kinder im Mittelpunkt, die bald zur Schule müssen. »Wir kümmern uns darum, dass ihre Stärken gefördert und Defizite abgebaut werden«, betont Julia Rempel. »Sie lernen bereits Zahlen und Buchstaben kennen und sollen Formen und Farben klar beherrschen. Auch Verkehrserziehung ist in Westrup ein Thema«.
Bei derart vielen Aktivitäten haben die Kinder natürlich einen großen Appetit. Hier tritt »Rappelkiste«-Köchin Christa Kreienbrock auf den Plan, die ein besonderes Ernährungskonzept verfolgt. Sie kocht Vollwertkost,verarbeitet ausschließlich frisches Gemüse und Obst sowie Vollkornprodukte und Vollkornmehl. »Vieles kaufen wir direkt in der Nachbarschaft auf dem Obsthof Aping oder auf dem Biohof Dreyer in Haldem ein«, erzählt Julia Rempel.
Die umfangreiche Betreuung in der »Rappelkiste« ist allerdings ohne die Eltern nicht zu leisten. Zwar müssen sie die gleichen Beitragssätze wie in einer konventionellen Kindertagesstätte zahlen, doch ohne ihre aktive Mithilfe wäre die private Einrichtung nicht zu betreiben. So übernehmen Väter oder Mütter die Betreuung der »Rappelkiste«- Kinder, wenn sich die Mitarbeiter dienstags zur Dienstbesprechung treffen. Etwa alle zwölf Wochen müssen die Eltern hier einen Nachmittag opfern.
Alle 13 Wochen ist zudem ein einwöchiger Putzdienst fällig. Das Mitarbeiten bei Festen und das Organisieren kommt noch hinzu. »Das alles klappt aber super«, schwärmt Julia Rempel und spricht »ihren« Eltern dafür ein ganz dickes Lob aus. Der Vorteil der elterlichen Mehrarbeit liegt darin, dass Väter und Mütter starken Einfluss auf das Betreuungskonzept nehmen können.
Der Vorstand des 23 Mitglieder zählenden Vereins Elterninitiative Stemwede besteht aus der Vorsitzenden Birte Geldmeyer (Haldem), der stellvertretenden Vorsitzenden Judith Felber-Marchewitz (Haldem), der Geschäftsführerin Bianca Holle (Stemshorn) sowie den Beisitzerinnen Claudia Frank (Wehdem), Corinna Holtkamp (Arrenkamp) und Sandra Vienerius (Haldem). Die Kinder kommen aus ganz Stemwede und dem Umland. Trotz der positiven Entwicklung gibt es in der »Rappelkiste« auch Sorgen. Sie hängen mit den gestiegenen Sätzen zusammen, die Eltern für die Kindergartenbetreuung zahlen müssen.

Artikel vom 04.11.2006