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Ein stilistisch sehr vielseitiges Konzert

Die Reihe »Con spirito« stellte in Westerenger den Komponisten Bernd Wilden vor

Von Kathrin Kröger
Westerenger (EA). Dieses Konzert als himmlisch zu beschreiben, ist nicht übertrieben. Ein Hörerlebnis höchster Qualität erlebte das Publikum, das sich am Samstagabend in der evangelischen Kirche Westerenger eingefunden hatte.

In der Reihe »Con spirito« stand »ein Abend mit Harfe und Streichern« an: eine sachlich anmutende Ankündigung, hinter der sich ein musikalisches Feuerwerk verbarg. »Sospiri« («Seufzer«) war eine in jeder Hinsicht besondere Darbietung. Von der Auswahl der Stücke über die instrumentale Besetzung bis zur Interpretation.
Sylvia Hansen, Solo-Harfenistin bei den Bielefelder Philharmonikern, hatte diesen Abend gemeinsam mit ihren Orchesterkollegen konzipiert: Irmela Barthel (Violine), Nikolaus Vulpe (Viola), Imke Wilden (Violoncello), Eric Quirante-Kneba (Violine), Manfred Rössl (Kontrabass) und Malte Hellwege (Klavier) brachten sowohl Klassiker als auch selten gehörte Werke dar, ja sogar ein extra für diesen Anlass geschriebenes Stück. Aus der Feder von Bernd Wilden, freischaffender Dirigent und Komponist aus Bielefeld, stammen die »Kontrapunktischen Metamorphosen für Streichquartett und Harfe«, die sich als zeitgenössischer Glanzpunkt des Konzertes entpuppten. Das Werk packte den Zuhörer vom ersten bis zum letzten Ton: eine Musik von düsterer Klangfarbe und spannend-dramatischem Charakter, die sich verdichtete, aufrührte und nicht mehr losließ. Klangsinnlichkeit war versprochen worden, und die Erwartungen wurden noch übertroffen. Tempo- und facettenreich das Spiel der exzellenten Musiker, an die hohe Anforderungen gestellt wurden. Entrückt das Publikum, das sich mit langanhaltendem Applaus bedankte.
Stilistische Vielseitigkeit und klangkombinatorische Raffinesse bestimmten das gesamte Programm. So entführten die »Zwei Tänze« für Harfe und Streichorchester von Claude Debussy in den französischen Impressionismus. »Ich denke, es ist das Beste, sich von seinem Gefühl leiten zu lassen«, schrieb dazu Debussy 1907 an Manuel de Falla, dessen Stück »Primera danza espanola« (bearbeitet von Nikolaus Vulpe) den Schlusspunkt des Konzertabends bildete. Während die eröffnende Danse sacrée mit getragenem, feierlichem Ton bestach, entwickelte sich in der Danse profane ein mondän anmutender Walzer. Der Harfenistin Sylvia Hansen wurde hier einmal mehr Virtuosität abverlangt, die sie grandios bewies.
Zum Einsatz kam dieses außergewöhnliche Instrument, das einen so reinen- und farbenreichen Klang besitzt, auch beim Adagio des titelgebenden Stückes »Sospiri« von Edward Elgar. Himmlische Harfe und geigerisches Seufzen - das Ensemble war Spielfreude pur. Mit nicht enden wollenden Applaus honorierte das Publikum den kammermusikalischen Hochgenuss. In den Herzen hat sich »Con spirito« verankert als Garant unvergesslicher Augenblicke.

Artikel vom 06.11.2006