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Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Auftakt zu den Herzwochen mit Vortrag von Dr. Dierk Schullte

Rahden (lip). »HabĂ” ein Auge auf dein Herz« - unter diesem Motto stand der Vortrag des Chefarztes Dr. Dierk Schulte zum Thema Herzrhythmusstörungen in der Stadtsparkasse Rahden, der auf reges Interesse stieß.

»Wir wollen versuchen, Ängste und Verunsicherungen bezüglich diverser Herzrhythmustörungen abzubauen«, sagte Veranstalter Hans Brink von der Deutschen Herzstiftung. Ebenso aufmerksam wurden Informationen betreffend der Krankenhauslandschaft verfolgt. Sicher sei diese landesweit in Bewegung, erklärte der Landtagsabgeordnete Friedhelm Ortgies. Doch versuche man, den Standort Rahden innerhalb des Klinikenverbandes (AöR) zu sichern. »Rahden soll bleiben, doch wird es anders aussehen«, erläuterte Ortgies mit Blick auf einen immer wahrscheinlicher werdenden Neubau.
Im Mittelpunkt des Abends stand das Referat von Dr. Dierk Schulte, Chefarzt im Rahdener Krankenhaus, der die zahlreichen Zuhörer über die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und deren Behandlungen sowie über eher ungefährliche Störungen informierte.
So gehe man gegen gutartiges Herzrasen nicht mehr sofort medikamentös vor, zumal amerikanische Studien bei »Antirhythmikern« störende Nebenwirkungen nachweisen konnten. Ursache für leichte Rhythmusstörungen am Herzen können so genannte Genussgifte wie übermäßiger Alkoholkonsum oder Zigaretten sein, außerdem ein Mangel an Kalium und Magnesium, deren Konzentration vor allem Menschen, die Entwässerungsmedikamente einnehmen, regelmäßig kontrollieren lassen sollten. Dr. Schulte informierte nicht nur über die Wirkung und den Nutzen diverser Medikamente, sondern erlaubte den Zuhörern auch einen faszinierenden Einblick in die Welt modernster medizinischer Diagnostik, durch die Ärzte Störungen am Herzen ermitteln können. Die größten Erfolge der medizinischen Entwicklung habe man bei dem so genannten Vorhofflimmern erzielt, resümiert Schulte. So können Patienten nach ärztlicher Absprache schon jetzt mit einer Tablette (»Pill in the pocket«) das Flimmern beenden. Relativ neu ist zudem die so genannte »Kathederablation«, durch die das Vorhofflimmern durch eine Verödung von Teilen der Herzinnenhaut verhindert wird.
Doch trotz allen medizinischen Fortschritts sterben 80 Prozent aller Herztoten an einem Herzkreislaufstillstand, vor allem, weil die erste Hilfe zu spät eintrifft. »Fühlen Sie den Puls und schlagen Sie auf die Brust«, rät Schulte für den Notfall und stellt unmissverständlich klar, dass »alles helfen kann. Hauptsache, Sie machen etwas!«
Langfristig behandele man einen solchen Herzkreislaufstillstand mit einem implantierbaren Defibrillator, der durch einen Schock einen aussetzenden Herzrhythmus stabilisieren kann. »Diese Behandlung ist sicher die Methode der Wahl«. Dem referierenden Arzt gelang es nicht nur, komplexe Sachverhalte in der Welt der Herzrhythmusstörungen verständlich zu erläutern, sondern das Publikum auch in die Welt der Medizin mitzunehmen. So haben die Zuschauer nicht nur »ein Auge auf ihr Herz«, sondern konnten dank des Vortrages nun auch in ihr Herz schauen. Zumindest medizinisch.

Artikel vom 04.11.2006