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Linnemann: »Werden die Entscheidung nicht kampflos hinnehmen.«

VMR und Üstra in verhärteten Fronten

Betriebsversammlung bringt keinen Aufschluss über den Verkauf der Verkehrsbetriebe

Von Sarah Essing
Löhne (WB). »Wir befürchten das Schlimmste.« Dieses Fazit zieht Verdi-Bezirksgeschäftsführer Werner Linnemann nach der Betriebsversammlung der Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg (VMR) an Allerheiligen. Weder Gewerkschaft noch Belegschaft erhielten eine Antwort auf die drängende Frage, ob das hannoversche Verkehrsunternehmen Üstra die Verkehrsbetriebe Minden-Ravensburg verkaufen wird oder nicht.

»Wir sind tief enttäuscht«, sagte Werner Linnemann nach der Betriebsversammlung, an der auch André Neiß, Vorstandsvorsitzender der Üstra AG, teilnahm. »Herr Neiß teilte uns mit, dass erst im Dezember eine Entscheidung darüber fällt, ob die VMR verkauft werden.«
Nach Meinung des Gewerkschaftlers sei Neiß unvorbereitet in diese Versammlung gekommen und trotz mehrmaliger Aufforderung nicht bereit gewesen, Fragen zum Stand des Verkaufs zu beantworten. »Wir befürchten, dass die Entscheidung über den Verkauf schon gefallen ist«, so Jürgen Märtens, Betriebsratvorsitzender der VMR.
Die VMR scheinen damit der Verlierer eines Rosenkriegs zwischen der Üstra und ihrem früheren Partnerunternehmen, der Intalliance AG, zu sein.
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass der Verkauf des VMR zur Finanzierung neuer Geschäfte der Üstra mit der Stadt Hannover beitragen soll (Die LÖHNER ZEITUNG berichtete am 30. Oktober).
Das Auftreten des Vorstandsvorsitzenden konnte nicht dazu beitragen, die Ängste und Bedenken der rund 180 Angestellten um ihren Arbeitsplatz zu beseitigen. Im Gegenteil.
Aus diesem Grund wollen Betriebsrat und Gewerkschaft weitere Aktionen nicht mehr ausschließen. »Wir werden das so nicht kampflos hinnehmen«, sagte Werner Linnemann.
»Sollten weitere Gespräche scheitern, werden wir alle politischen Mittel ausschöpfen, um einen Verkauf zu verhindern.«
Betriebsrat und Gewerkschaft hoffen dabei auch auf die Unterstützung der heimischen Politik.
Die Betriebsversammlung wurde unterbrochen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Als nächsten Schritt planen Verdi und der Betriebsrat eine Einladung zu einer Gesprächsrunde an die Landräte der Kreise Minden-Lübbecke und Herford sowie die Bürgermeister der betroffenen Städte und Gemeinden. »Wir müssen sehen, wer noch Druck ausüben kann, damit die VMR nicht verkauft werden.«
Werner Linnemann schloss weiterhin aus, dass die Gespräche über die Umstrukturierung der VMR zunächst weitergeführt werden. »Wir werden in einer ungeklärten Situation nicht weiter über eine Reduzierung von Kosten sprechen.«
Auf der Homepage der Üstra findet sich seit Mittwoch eine Mitteilung über den Verlauf der Gespräche. André Neiß wird dort mit der Aussage zitiert: »Diese Gespräche wollen wir ergebnisoffen führen und sind an einer konstruktiven Lösung interessiert.« Die Üstra habe kein Verständnis dafür, dass der Betriebsrat der VMR die Gespräche unterbrochen und die Fortsetzung an eine Zusage der Üstra geknüpft habe, die VMR auf keinen Fall verkaufen zu wollen, heißt es weiter auf der Internetseite. Für mögliche arbeitskampfähnliche Maßnahmen äußerte Üstra-Vorstandsvorsitzender André Neiß des Unternehmens ebenfalls kein Verständnis: »Dies wäre aus unserer Sicht ein leichtfertiger Umgang mit der Situation und für die Kunden der VMR sehr bedauerlich.«

Artikel vom 03.11.2006