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Handschlag
besiegelt den
Pferdekauf

Viehauftrieb in aller Herrgottsfrühe

Brockum (stef). Zehntausende Besucher lockte der Viehmarkt in diesem Jahr wieder nach Brockum. Als Besonderheit des Großmarktes ist der am letzten Markttag stattfindende traditionelle Viehmarkt einer der ältesten, größten und letzten seiner Art in Deutschland.Auch wunderschöne Friesenpferde waren unter den aufgetriebenen Pferden. Im Hintergrund das Riesenrad.

»Hier trifft sich die gesamte Pferdewelt zwischen Bremen, Gütersloh, Münster und Hannover«, berichtet Reinhold Hahler aus Destel. Als Pferdezüchter ist er einer der interessierten Fachbesucher, die sich jedes Jahr auf dem Brockumer Markt informieren und mit alten Bekannten fachsimpeln. »Heute komme ich ohne konkrete Kaufabsicht. Ich habe bereits 20 Pferde im Stall.«
Trotzdem schließt er nicht aus, dass er nicht doch wieder schwach werden könnte.
Werner Hillmann, ein Pferdehändler aus Osterfeine, Damme, hat seinen ersten Verkauf bereits zu früher Stunde getätigt. Er ist mit elf Pferden auf dem Viehmarkt vertreten. »Hier wird nicht nur ge- und verkauft, sondern auch viel getauscht« berichtet er über einen Pferdetausch, den er selbst gerade vorgenommen hat. Seit Generationen ist seine Familie mit Vieh auf dem Markt vertreten. »Ich bin hier seit ich laufen kann. Normalerweise bringe ich auch Rinder mit.«
Wegen der Blauzungenkrankheit ist der Viehmarkt in diesem Jahr für Rinder, Schafe und Ziegen gesperrt. Dieser Umstand ist für viele Bauern ärgerlich, für die Besucher und Pferdehändler hingegen mit größerem Komfort verbunden. »In den vergangenen Jahren haben wir um halb sieben kaum noch einen Stellplatz für unsere Pferde gefunden. Der Pferdezüchter Hermann Hagenah ist mit seinen Vierbeinern aus Kuhstedt, hinter Bremen, angereist.
Es seien das Begutachten und Feilschen, das den besonderen Reiz des Viehmarktes ausmachte, nicht zu unterschätzen sei die Geselligkeit. »Seit Jahrzehnten komme ich hierher, und das nicht zuletzt auch deshalb, weil ich mittlerweile viele Händler kenne und gerne wiedertreffe.«
Die weite Anreise lohne sich also in zweierlei Hinsicht. Die Qualität der gehandelten Tiere schätzt er hoch ein. »Minderwertige Ware sollte man sich hier nicht erlauben, schließlich trifft man sich nächstes Jahr wieder.« Etwa 180 Pferde wurden in diesem Jahr angeboten, besonders der Anteil an Ponys, vor allem Kleinst-Ponys, war wieder sehr hoch. »So ein kleines Pferd wird eher mal einfach so mitgenommen, vor allem nach einigen Doppelkorn«, wissen alle Händler aus Erfahrung.
Auch Tanja von der Haar hofft, die beiden fünf Monate alten Geschwisterfohlen Tim und Timo noch zu verkaufen. Sie kommt aus der Nähe von Ankum und ist, wie die meisten, seit Jahren mit Pferden auf dem Brockumer Markt vertreten. Anders Dolly Fiedler aus Barmborstel bei Hannover Ströhen: »Begeisterte Besucherin bin ich schon lange, jetzt wollte einmal selbst versuchen, hier eines unserer Pferde zu verkaufen.«
Wegen der Vogelgrippe war dieses Mal ebenfalls kein Geflügel zugelassen.
Martina und Günter Knipstein aus Levern ließen sich ihren Spass dadurch nicht nehmen: »Eigentlich hätten wir gerne einen Hahn gekauft, jetzt schlendern wir einfach über den Markt und amüsieren uns trotzdem.«

Artikel vom 01.11.2006