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Lichtblick im harten Pflegealltag

Kursus vermittelt Angehörigen wertvolle Tipps in Theorie und Praxis

Von Maike Stahl (Text)
und Victor Fritzen (Foto)
Schlangen (SZ). Eine kleine Besonderheit bot der Initialpflegekursus für pflegende Angehörige in Schlangen auch für die Referenten Udo Beering, Daniela Brenker und Dorothea Berneking. Unter den elf Teilnehmern waren gleich drei Männer.

»Das ist viel. Denn die häusliche Pflege ist wie alles, was mit Pflege zu tun hat, immer noch sehr stark weiblich dominiert«, sagt Udo Beering, Diplom-Pflegepädagoge beim Klinikum Lippe. Vier Kurse hat er zusammen mit seinen Mitstreiterinnen von der Pflegeberatung des Kreises Lippe sowie vom Evangelischen Diakonissenhaus bereits angeboten. In Schlangen wurde am Montag der erste Kursus außerhalb Detmolds beendet.
»Die Resonanz war sehr gut, es gab sogar eine Warteliste«, berichtet Beering. Ob es allerdings noch einmal einen Kursus in Schlangen geben wird, stehe derzeit noch in den Sternen. »Das Projekt, das die Universität Bielefeld zusammen mit Kooperationspartnern durchführt, ist vom Gesundheitsministerium des Landes finanziert worden. Diese Finanzierung läuft allerdings Ende des Jahres aus. Deshalb stehen wir derzeit noch in Verhandlungen mit den Krankenkassen«, hofft er auf Fortführung.
Denn dass der Bedarf groß sei, habe nicht nur die Warteliste in Schlangen, sondern auch die Resonanz der Teilnehmer gezeigt. »Die Hälfte von ihnen betreut bereits einen Angehörigen oder erwartet demnächst mit der Pflegesituation konfrontiert zu werden, die anderen haben aus Interesse teilgenommen«, erzählt der Referent. Obwohl die Sorgen der Teilnehmer sehr unterschiedlich seien, hätten alle deutlich gemacht, dass sie viele wertvolle Tipps für ihren nicht immer leichten Pflegealltag erhalten hätten.
»Die Pflege eines Angehörigen bedeutet eine enorme körperliche und psychische Belastung, die leider häufig unterschätzt wird«, macht Beering deutlich. Deshalb sei auch in dem Kursus in Schlangen deutlich geworden, dass die Pflegenden sich in ihrer Situation isoliert fühlen. »Allein, dass sie jetzt gesehen haben, dass sie mit ihren Problemen eben nicht alleine da stehen, ist wichtig«, meint der Fachmann. Aber auch Informationen über Hilfen, die in Anspruch genommen werden können, sowie die sozialrechtliche Situation seien von den Teilnehmern dankbar angenommen worden. »Auch die Erfahrungen in der Praxis, dass es zum Beispiel in der Seitenlage viel bequemer ist, wenn ich die Schulter einen Zentimeter nach außen ziehe, waren hilfreich«, ist Beering überzeugt.
Ein weiterer Initialpflegekursus für pflegende Angehörige startet am Montag, 6. November, um 17 Uhr in der Krankenpflegeschule des Detmolder Klinikums. Informationen dazu erteilen Udo Beering (% 0 52 31/72 10 30), Daniela Brenker (% 0 52 31/6 23 22) und Dorothea Berneking (% 0 52 31/76 22 04).

Artikel vom 01.11.2006