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Rödinghausen auf der Gewinnerseite

MdB Wolfgang Spanier im Gespräch mit Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer

Rödinghausen (hr). Wo drückt der Schuh? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Besuches, den Bundestagsmitglied Wolfgang Spanier (SPD) am Dienstag im Rödinghauser Rathaus absolvierte. Dabei zeigte sich im Gespräch mit Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer, dass die Wiehengemeinde nicht nur geografisch auf der Sonnenseite steht.
Die Spitzenstellung im Kreis Herford wird der Kommune auch durch die aktuelle IHK-Studie bescheinigt. So ist Rödinghausen die einzige Kommune, in der die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse erneut zugenommen hat - und das um 8 Prozent. Parallel dazu wuchs die Zahl der Einwohner um 4,7 Prozent. »Damit nehmen wir kreisweit den ersten Platz ein. Und wir wollen noch weiter wachsen, um unsere Infrastruktur komplett auszulasten.« Auch bei der Exportquote erzielen die in der Gemeinde angesiedelten Betriebe eine Traumquote von 37 Prozent. Dafür konnte Vortmeyer eine Erklärung nennen. »Als der Binnenmarkt stagnierte, hat sich unsere Küchenmöbelindustrie auf den Export konzentriert.« Insgesamt sei das positive Ergebnis der starken Küchenmöbelindustrie, den Zulieferbetrieben, aber auch dem heimischen Handwerk zu verdanken. Vortmeyer hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die Wirtschaftsförderung im Rathaus einen besonderen Stellenwert besitze.
»Es ist erstaunlich festzustellen, wie sich die kleinste Gemeinde des Kreises in den letzten Jahren gemausert hat«, betonte auch Spanier. Der Bundespolitiker präsentierte weitere Fakten. Von insgesamt 18 748 Personen, die im Kreis Arbeitslosengeld (ALG) II empfangen würden, kämen 399 aus Rödinghausen - »das macht gerade mal 2,13 Prozent aus«. Generell lasse sich aber kreiswert feststellen, dass die Wirtschaft wieder kräftig anziehe. So sei die Zahl der Arbeitslosen, für die die Herforder Agentur für Arbeit zuständig sei, im September um 5000 gesunken. »Und auch im Oktober wird sich dieser Trend fortsetzen.« Erfreulich auch, dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die Hartz IV erhalten würden, sich von 9985 im Juni auf 9074 im September verringert habe. Wichtig sei es, dass die Menschen in den Gemeinden ein differenziertes und intaktes Angebot vorfinden würden. Spanier nannte in diesem Zusammenhang das Bildungsangebot der Gemeinde Rödinghausen, das beispielsweise bei der Offenen Ganztagsschule in Bruchmühlen durch den Schwerpunkt »Kinder und Kultur« besondere Akzente setze.
In Rödinghausen habe man die Zeichen der Zeit erkannt, erklärte Bürgermeister Vortmeyer. »Wird Verwaltung so betrieben wie vor 30 oder 40 Jahren, kann man keine Erfolge mehr erzielen. Wenn wir warten, bis Gewerbetreibende zu uns kommen, können wir lange warten«, skizzierte der Verwaltungschef die eigene offensive Vorgehensweise. Immerhin befinde man sich im Wettbewerb mit anderen Kommunen.
Natürlich wurde auch das Thema Finanzen nicht ausgespart. Die Einnahmequellen, so Spanier, würden wieder kräftiger sprudeln. So würden sowohl die Ergebnisse für Gewerbesteuer als auch Einkommens- und Umsatzsteuer - beides wichtige Einnahmeposten der Kommunen - deutlich steigen. Allerdings: »Auch wenn die Einnahmen steigen - 70 Prozent unserer Erträge fließen in Abgaben wie Kreisumlage, Kreisjugendamtsumlage oder Hartz IV«, informierte Vortmeyer. Allein für den Solidarbeitrag habe Rödinghausen von 1991 bis 2005 5,4 Mio. Euro bezahlt - »Wenn es diesen Beitrag nicht geben würde, wäre die Verschuldung in unserem Kernhaushalt gleich Null«.

Artikel vom 01.11.2006