01.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

In die Herzen des Bünder Publikums gespielt

Französischer Abend mit dem Ensemble Obligat als Eröffnung der Dammhauskonzerte

Von Heike Susanne Festerling
Bünde (BZ). Mit dem Ensemble Obligat waren hochkarätige Musiker in Bünde zu Gast, um mit einem gelungenen Konzert die 31. Saison der Dammhauskonzerte zu eröffnen.

Imme-Jeanne Klett (Flöte), Danielle Riegel (Harfe), Stefan Latzko (Violine), Boris Faust (Viola) und Clemens Malich (Violoncello) bezauberten das Bünder Publikum mit einem französischen Abend. Das berühmte geflügelte Wort: »Leben wie Gott in Frankreich«, das eigentlich auf die kulinarischen Hochgenüsse unserer Nachbarn anspielt, konnte hier vom Publikum auf die musikalische Ebene übertragen werden.
Zu Beginn stand aber das Quartett in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm, das meisterlich dargeboten wurde. Dieses Quartett, von Mozarts Reisen nach Frankreich inspiriert, zeigt ganz die viel gerühmte kompositorische Leichtigkeit des Wiener Klassikers. Die vier Künstler spürten dieser Leichtigkeit, fast mag man sagen Fragilität, vom ersten Ton an nach und spielten sich so in die Herzen des Bünder Publikums.
Besonders gefiel der warme und schlanke Ton der Flötistin. Wie vollendet sie von ihren musikalischen Begleitern getragen wurde, konnte man im 2. Satz hören. Über einer präzisen Pizzicato-Begleitung einwickelte die Künstlerin ihre sensible, anrührende Melodie.
In den beiden nachfolgenden Werken, den »Deux Interludes« von Jacques Ibert, konnten die Zuhörer dann mitten in den französischen Impressionismus eintauchen. Flöte, Violine und Harfe verwandelten musikalische Klänge in Farben, die ins Schwärmen und Träumen geraten ließen. Die drei Instrumentalisten harmonierten perfekt miteinander und entwickelten mit den ihren Instrumenten eigenen Klangfarben und Spieltechniken ein rundes Klangbild.
Claude Debussys »Sonate für Flöte, Viola und Harfe« verdeutlichte par excellence die Modernität des Impressionisten. Debussy öffnete die Grenzen dieser klangvollen Musik in Richtung Moderne, in Richtung auf die absolute Musik. Zunächst spröde anmutende Melodiesequenzen der einzelnen Instrumente verwoben sich gekonnt zu großen melodischen Strukturen, durch die die klangvolle impressionistische Musik gleichsam »hervorblitzte«. Bei diesem Werk konnte der Zuhörer bewundern, mit welch hohem Anspruch die drei Künstler die Musik interpretierten. Perfekte Gestaltung und Technik paarten sich mit großer Spielfreude und ließ die Instrumentalisten eine starke musikalische Intensität und Freude ausstrahlen.
Mit dem Streichertrio von Jean Francais wurde der französische Konzertabend fortgesetzt. Dieses Stück wurde sehr vielfältig interpretiert. Im ersten Satz fiel die filigrane Tranzparenz der Stimmen besonders auf, während sich die drei Musiker im dritten Satz als Meister des Piano-Tons erwiesen. Besonders viel Spielfreude legten sie im letzten Satz, einem Rondo mit burleskem Charakter, an den Tag und zeigten dem Publikum so, dass sie den feinsinnigen, französische Humor Jean Francaisâ auf meisterliche Art nachzuspüren wussten.
Das Quintettt für Flöte, Violine, Viola, Violoncello und Harfe des eher unbekannten Komponisten Jean Cras war für viele Konzertbesucher sicherlich eine Neuentdeckung. Cras war musikalischer Autodidakt und eigentlich Konteradmiral. Dennoch hat ihn die Musik nie losgelassen und seine raue, bretonische Heimat hat ihn zu vielen Werken inspiriert. Diese Inspiration spürt man auch in diesem Werk, das vor allem durch seine musikalische Dichte auffällt. Mit einem hohen Maß an Sensibilität setzte das Ensemble Obligat dieses Werk um. Musikalische Themen wurden sich voller Leichtigkeit zugespielt und entfaltet. Musikalische Stimmungsmalerei, gepaart mit künstlerischer Virtuosität, diese beiden Tugenden wurden vorrangig in diesem Werk verlangt und die fünf Musiker wussten sie im hohen Maße zu geben. Das Werk von Jean Cras war wirklich die Entdeckung des Abends.
Mit einem heiteren Rondo als Zugabe verabschiedeten sich die ebenso sympathischen wie erstklassigen Musiker und erhielten vom Publikum langen, hoch verdienten Applaus.

Artikel vom 01.11.2006