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Kampf um Karriere
dauert immer länger

Seit dem 24. Februar 2006 nur noch Tribünengast: Stephan Maaß.

Paderborn: Becker und Maaß können nur hoffen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Sie waren die Entdeckung der Hinrunde 2005/2006: Stephan Maaß und Thorsten Becker erwischten im defensiven Mittelfeld des Zweitligisten SC Paderborn einen starken Start, verletzten sich dann schwer und schuften seit Monaten für eine Comeback. Doch der Kampf um die Karriere ist ins Stocken geraten, dauert immer länger und der Ausgang wird immer ungewisser.

»Unverändert schlecht«, antwortet Cheftrainer Roland Seitz, wenn man ihn nach dem Befinden der beiden Langzeitverletzten befragt. Ähnlich antwortet auch Geschäftsführer Michael Born: »Wir hoffen auf den entscheidenden Schritt, aber bislang leider vergebens.« Die Geduld, das merkt man, ist im Umfeld arg strapaziert, weil bei den beiden Fortschritte - wenn überhaupt - nur minimal zu erkennen sind.
Dabei waren der Stratege (Maaß) und der Kämpfer (Becker) schon einmal ganz nah dran. Im Sommer machten beide mehrere Testspiele mit, Becker wurde am 9. September sogar zum »Comebecker«: Beim 3:1-Sieg der Reserve gegen den Lüner SV absolvierte er seinen ersten Pflichtspieleinsatz nach 293 Tagen. Doch danach kamen die Schmerzen wieder. »Ich kann das linke Bein nicht richtig Strecken. Das ist ein muskuläres Problem, das hoffentlich bald behoben wird«, hofft der Schlänger, bis zum Start der Vorbereitung auf die Rückrunde wieder fit zu sein.
Am heutigen Mittwoch genau vor einem Jahr riss sich der Profi im Training das vordere Kreuzband. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers war Becker mit dem Schuh im Rasen hängen geblieben und hatte sich das linke Knie verdreht. Die Operation nahm der Sportmediziner Thomas Bartels (Halle/Saale) vor, der eine Sehne aus Beckers linkem Oberschenkel entnahm (körpereigenes Material) und daraus ein neues Band modellierte.
Fast vier Monate später erwischte es Stephan Maaß. Im Meisterschaftsspiel bei der SpVgg. Greuther Fürth (24. Februar 2006) prallte er kurz vor der Halbzeit mit Frédéric Page zusammen, kam nach der Pause noch zurück und musste in Minute 48 endgültig vom Feld. Der 30-Jährige riss sich das hintere Kreuzband im rechten Knie, verzichtete nach langer Überlegung auf eine - in seinem Fall auch komplizierte - Operation.
Die Vorbereitung auf die laufende Spielzeit machte Maaß zunächst mit, bis im zweiten Trainingslager in Herzlake Komplikationen auftraten. »Ich habe zu früh angefangen«, sagt Maaß im Rückblick, lässt es jetzt umso vorsichtiger angehen und freut sich über jede Verbesserung. »Ich spüre jeden Tag im Training, dass es einen kleinen Schritt nach vorne geht«, meint Maaß, der sich selbst aber kein Zeitlimit gesetzt hat: »Wenn es bis zum Rückrundenstart klappt, wäre das toll. Dauert es ein paar Monate länger, muss ich damit auch leben können.«
An das Karriereende werden beide schon gedacht haben, aufgeben wollen sie aber nicht. »Mit mir hat man nie wirklich gerechnet, habe es aber immer geschafft und werde auch diesmal zurückkommen«, sagt Becker fast trotzig über Becker. Maaß selbst, seit drei Monaten stolzer Vater von Maximilian, verbindet seine Rückkehr mit einem ganz persönlichen Wunsch: »Ich möchte noch erleben, dass mein Kleiner nach dem Spiel auf dem Rasen in meine Arme gelaufen kommt.« Ein Ziel, für das sich auch ein ganz langer Kampf lohnt.

Artikel vom 01.11.2006