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Zu gut für den Abstieg

Paderborn nach zehn Spielen: weniger Punkte als vor einem Jahr

Von Peter Klute
Paderborn (WV). 15 Punkte, 11:11 Tore, Tabellenplatz sieben: Das ist der SC Paderborn 07 nach zehn Spieltagen in der Zweitliga-Saison 2006/2007. 18 Punkte, 18:10 Tore, Rang vier: Das war der SCP vor genau einem Jahr. Auf den ersten Blick hat sich der beste Aufsteiger des Vorjahres (Platz neun) verschlechtert, doch wie sieht es im Detail aus? Das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT zieht Bilanz und einen Vergleich.

Daheim und auswärtsVier Siege und eine Niederlage waren es zum gleichen Zeitpunkt in 2005, identisch ist es in diesem Jahr. Das Hermann-Löns-Stadion ist eine Festung, die bislang nur Neuling TuS Koblenz erstürmte. Auf fremden Plätzen ist der SCP allerdings nicht mehr so erfolgreich. In der Vorsaison standen bis dato schon zwei Siege (in Cottbus und Dresden) zu Buche, aktuell sind es drei Unentschieden (Braunschweig, Jena, Essen) und zwei Niederlagen (Kaiserslautern, Karlsruhe). Aber: Obwohl der SCP vergangene Saison drei Punkte mehr hatte, ist es jetzt nur ein Zähler weniger zu einem Abstiegsplatz (sechs) und nur einer mehr zu einem Aufstiegsrang (zwei).
Duelle mit AufsteigernHier ist der Unterschied gravierend. Zum gleichen Zeitpunkt hatte der SCP damals Offenbach (4:1) und Braunschweig (3:0) hinter sich und sechs Punkte geholt, diesmal gab es gegen Augsburg (1:0), Jena (1:1), Koblenz (1:2) und Essen (2:2) nur einen Sieg in vier Spielen.
AttraktivitätDie glanzvollen Heimspiele der Vorsaison wie gegen Saarbrücken (5:0), Offenbach (4:1) oder Braunschweig (3:0) sind Vergangenheit. »Da ist Paderborn unterschätzt worden«, sagt der neue Trainer Roland Seitz. Was für den SCP spricht: Die Mannschaft ist nach einem Jahr in der 2. Bundesliga reifer geworden, punktet auch in schlechten Spielen wie zuhause gegen Offenbach (2:1) oder Unterhaching (2:0).
NeuzugängeBis auf den nach dem ersten Spieltag verletzten und danach aussortierten Kapitän Danijel Stefulj landeten Ex-Trainer Jos Luhukay und der ehemalige Sportliche Leiter Günther Rybarczyk nach dem Aufstieg 2005 fast nur Volltreffer. Garry de Graef, Dennis Schulp, Roel Brouwers, Marcel Ndjeng, David Fall und Marc Gouiffe à Goufan wurden auf Anhieb Stammspieler. Dazu entwickelten sich mit Stephan Maaß und Thorsten Becker (beide seit Monaten verletzt, Rückkehr ungewiss) zwei Spieler zu absoluten Leistungsträgern, die kaum einer auf der Rechnung hatte. »Im vergangenen Sommer hatten Luhukay und Rybarczyk aber nicht so ein glückliches Händchen«, stellt Seitz fest. Ausgerechnet der aus der Regionalliga gekommene Timo Röttger ist der Lichtblick, erzielte schon vier Tore und auf bestem Weg, den nach Bielefeld gewechselten Marcel Ndjeng gleichwertig zu ersetzen. Andrew Sinkala begann stark, ist aber seit Wochen in einem Tief. Nils Döring war erst hinten dran, spielt als Vertreter des verletzten Dusko Djurisic zurzeit ordentlich. Auch Jérôme Colinet deutete bei seinen Einsätzen Perspektive an. Beide sind gute Ergänzungen. Die beiden Last-Minute-Einkäufe nach Luhukays Abschied und vor dem Dienstantritt von Seitz, Thomas Bröker und Erwin Koen, waren bitter nötig, denn die restlichen Neuzugänge Lionel Djebi-Zadi, Fumaca, Dion Esajas und Yilmaz Örtülü, die teilweise verletzt waren, haben kein Zweitliga-Format.
AusblickTrainer Seitz findet es bemerkenswert, dass die Mannschaft trotz der Abgänge von Markus Bollmann und Marcel Ndjeng, den wochenlangen Ausfällen von René Müller und Dusko Djurisic und der Tatsache, dass Dennis Schulp noch keine einzige Minute zur Verfügung stand, so eine gute Rolle spielt: »Immerhin waren diese Spieler in der abgelaufenen Saison absolute Leistungsträger.« Fakt ist: Es gibt mehr schlechtere als bessere Mannschaften in dieser Liga. Mit dem Abstieg dürfte der SC Paderborn nichts zu tun bekommen, für ganz oben fehlt die individuelle Qualität. Bislang hat Seitz der Taktik und dem Personal seines Vorgängers vertraut. Es wird interessant zu beobachten sein, wie er sich verhält, wenn die Mannschaft über Wochen keinen Erfolg haben sollte.

Artikel vom 06.11.2006